Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
1922 erschĂŒttert ein blutiger Doppelmord Landshut. Als HauptverdĂ€chtiger gilt schnell der Sohn eines reichen BĂŒrstenfabrikanten, Hubert TĂ€uscher. Er, das schwarze Schaf der Familie, war mit einer der Ermordeten verlobt. Obwohl alle Indizien auf ihn verweisen, leugnet er die Tat beharrlich. Ist er ein abgebrĂŒhter Mörder oder das Opfer eines Justizirrtums?
Mit âTĂ€uscherâ wurde ein herrlich doppeldeutiger Romantitel gewĂ€hlt. Bezieht er sich ja nicht nur oberflĂ€chlich auf den Angeklagten, den Hubert TĂ€uscher, sondern vielmehr unterschwellig auf die Handlung selbst. So wird es dem Leser von Beginn bis Ende schwer gemacht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und zu bewerten, wer schuldig und wer unschuldig ist. Immer wieder muss der Leser selbst entscheiden, was und wie viel er den einzelnen ErzĂ€hlungen glaubt, bis er schlieĂlich, mit dem exklusiven Wissen ĂŒber den wahren TĂ€ter, entlassen wird. Endlich einmal haben wir den Ermittlern etwas Voraus und hinken nicht in der Analyse des Verbrechens hinterher. Eine erfrischende Abwechslung vom Krimi-Einerlei!
Geschrieben ist der Roman in heimischer Mundart, womit die AtmosphÀre des kleinen bayerischen Ortes gelungen aufgefangen wird. Auch die Figuren mit ihrem bisweilen gehÀssigen GeschwÀtz sind gut beobachtet und realitÀtsnah gezeichnet.
Der Geschichte beruht ĂŒbrigens auf einem wahren Fall: 1922 wurde Ludwig Eitele, Sohn eines Landshuter BĂŒrstenwarenfabrikanten, des zweifachen Mordes in Tateinheit mit einem Verbrechen des schweren Raubes zur Todesstrafe verurteilt.
Andrea Maria Schenkel: TĂ€uscher.
Hoffmann und Campe, August 2013.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,99 Euro.