Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
1922 erschüttert ein blutiger Doppelmord Landshut. Als Hauptverdächtiger gilt schnell der Sohn eines reichen Bürstenfabrikanten, Hubert Täuscher. Er, das schwarze Schaf der Familie, war mit einer der Ermordeten verlobt. Obwohl alle Indizien auf ihn verweisen, leugnet er die Tat beharrlich. Ist er ein abgebrühter Mörder oder das Opfer eines Justizirrtums?
Mit „Täuscher“ wurde ein herrlich doppeldeutiger Romantitel gewählt. Bezieht er sich ja nicht nur oberflächlich auf den Angeklagten, den Hubert Täuscher, sondern vielmehr unterschwellig auf die Handlung selbst. So wird es dem Leser von Beginn bis Ende schwer gemacht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und zu bewerten, wer schuldig und wer unschuldig ist. Immer wieder muss der Leser selbst entscheiden, was und wie viel er den einzelnen Erzählungen glaubt, bis er schließlich, mit dem exklusiven Wissen über den wahren Täter, entlassen wird. Endlich einmal haben wir den Ermittlern etwas Voraus und hinken nicht in der Analyse des Verbrechens hinterher. Eine erfrischende Abwechslung vom Krimi-Einerlei!
Geschrieben ist der Roman in heimischer Mundart, womit die Atmosphäre des kleinen bayerischen Ortes gelungen aufgefangen wird. Auch die Figuren mit ihrem bisweilen gehässigen Geschwätz sind gut beobachtet und realitätsnah gezeichnet.
Der Geschichte beruht übrigens auf einem wahren Fall: 1922 wurde Ludwig Eitele, Sohn eines Landshuter Bürstenwarenfabrikanten, des zweifachen Mordes in Tateinheit mit einem Verbrechen des schweren Raubes zur Todesstrafe verurteilt.
Andrea Maria Schenkel: Täuscher.
Hoffmann und Campe, August 2013.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,99 Euro.