Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Der seit Jahrhunderten wĂ€hrende Kampf zwischen den letzten der Vampire und ihren dĂ€monischen JĂ€gern geht in eine neue Runde. Die Lesser, weiĂblonde DĂ€monen denen ihr Herz entrissen wurde, schicken sich an, ihre Taktik zu wechseln. Nicht lĂ€nger trachten sie nur danach, die Vampire zu vernichten. Jetzt entfĂŒhren sie Nosferatu in ein abgelegen situiertes Anwesen, um diesen dort mittels Folter seine Geheimnisse zu entreiĂen.
Neuestes Opfer der Lesser ist ausgerechnet Marys Freundin, die Vampirin Bella. Als sie aus ihrem Haus entfĂŒhrt wird, machen sich die Black Dagger und der Ex-Cop Butch auf die Suche nach der Verschwundenen.
WĂ€hrenddessen erblĂŒht die Liebe zwischen dem Black Dagger Rhage und Mary. Doch auch hier ist, aller gegenseitiger Anziehungskraft und sexueller Faszination zum Trotz, nicht alles eitel Sonnenschein. Bei der menschlichen Mary ist ihr altes Leiden, LeukĂ€mie, wieder ausgebrochen. Die Ărzte geben ihr nur noch Wochen, maximal Monate. Und Rhage kann seinen Fluch, den auf seinem RĂŒcken eintĂ€towierten Drachen, der sich in extremen Stressituationen manifestiert, kaum mehr unter Kontrolle halten. Einzig die Jungfrau der Schrift verspricht Hoffnung. Doch um Mary zu retten verlangt sie von Rhage einen Preis. Er muss auf die Liebe seines Lebens verzichten, alle Erinnerung an ihre Beziehung soll aus dem GedĂ€chtnis aller mit Ausnahme Rhages selbst gelöscht werden.
FĂŒr die deutsche Ăbersetzung wurde der Originalroman in nicht weniger als drei Teile auseinandergerissen. Vorliegender Mittelteil hĂ€ngt damit naturgemÀà etwas arg in der Luft. Bei allem VerstĂ€ndnis fĂŒr teure Produktionskosten, Aufwendungen fĂŒr Titelbilder und eine gute Ăbersetzung ist das fĂŒr mich als Leser nicht mehr nachvollziehbar. Nicht genug, dass der KĂ€ufer des Buches von auĂen gar nicht erkennen kann, dass der Plot von Bruderkrieg mitten in der Handlung beginnt, und am Schluss ebenso abrupt abbricht, der Leser erhĂ€lt nicht einmal eine Zusammenfassung des bisherigen Geschehens an die Hand. So vergĂ€llt man seine Leser.
Inhaltlich steht das Buch ganz im Zeichen der tragischen Romanze. Szenen explizit dargestellter sexueller Ausschweifungen wechseln sich mit romantischen Beschreibungen ab, der Handlungsbogen hÀngt durch die Splittung naturgemÀà durch. Das liest sich zwar nett, lÀsst aber die IntensitÀt der ersten Teile vermissen. Zu sehr wird der Sex in den Vordergrund gestellt, zu sehr geraten dadurch die Offenbarungen um die Geheimnisse der Dagger und die Entwicklung der Charaktere in den Hintergrund.
Ich kann mir gut vorstellen, dass, fasst man die insgesamt wohl drei Teile zu einem ganzen Roman zusammen, dieser sich durchaus flĂŒssig und stringent liest. Vorliegend aber hoppelt die Handlung mehr schlecht als recht voran, kommt nie wirklicher Lesefluss oder Faszination auf. Das ist zu wenig angesichts der starken Konkurrenz, die von fast allen Verlagen mit entsprechenden Titeln gegenwĂ€rtig auf den Markt geworfen wird.
J. R. Ward: Bruderkrieg - Black Dagger Band 4.
Heyne, Dezember 2007.
296 Seiten, Taschenbuch, 7,95 Euro.