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Jack McDevitt & Mike Resnick: Das Cassandra-Projekt
FĂŒnfzig Jahre ist es her, dass Neil Armstrong als erster Mensch seinen FuĂ auf den Mond gesetzt hat.
Als erster Mensch?
AnlÀsslich der Feiern zum JubilÀum wird der Etat der NASA erneut zusammengestrichen, und weitere Projekte aufs Abstellgleis geschoben.
Jerry Culpepper, der Pressesprecher der NASA hat keine einfache Aufgabe, zumal das öffentliche Interesse fĂŒr die Weltraumagentur schwindet. AnlĂ€sslich des Jahrestages wird eine Unzahl an bislang geheimen Dokumenten und Aufnahmen aus der Zeit der Apollo-Missionen veröffentlicht. Einer der Mitschnitte enthĂ€lt eine mysteriöse Bemerkung die man so auslegen könnte, als ob bereits vor Apollo 11 NASA Missionen auf der Erdabgewandten Seite Lunas gelandet seien. Culpepper macht sich auf die Suche und findet weitere Hinweise, dass etwas vertuscht wird. Und das nicht nur von Amerika, auch die damalige UDSSR scheint, ganz entgegen der Gepflogenheiten mitten im kalten Krieg, die Vertuschung gedeckt zu haben. AufklĂ€rung könnte eine privat finanzierte Mondlandung des exzentrischen MilliardĂ€rs Bucky Blackstone bringen. War wirklich ein Anderer der erste Mann auf dem Mond und was nur könnte diesen und die beteiligten Regierungsstellen dazu bewogen haben, den Triumph bis heute geheim zu halten?
Wenn zwei der besten lebenden Science Fiction Autoren ihre KrĂ€fte bĂŒndeln und zusammen einen Roman schreiben, dann darf der Leser etwas wirklich AuĂergewöhnliches erwarten.
Statt aber in die Weiten des Alls zu schweifen oder die ferne Zukunft zu bemĂŒhen, siedeln die beiden SF Schwergewichte ihre Handlung in der nahen Zukunft unserer heimischen Erde an. Ein Mysterium offenbart sich dem Leser, inhaltlich mehr packender Thriller als SF Roman, der uns zum mitrĂ€tseln einlĂ€dt, das immer wieder aktuelle BezĂŒge zur gesellschafts-politischen Lage der USA, ihrer Rolle in der Welt und der drohenden Katastrophen, die die Ăberbevölkerung der Erde mit sich bringen wird, aufweist. Dabei sind es zum Einen die spannend aufgezogenen Geheimnisse, die eins ums andere gelĂŒftet werden, die den Leser an die Seiten bannen, aber auch die markanten Figuren. Neben dem Pressesprecher Culpepper und dem MilliardĂ€r Blackstone zeichnen die Autoren ein sehr realistisch wirkendes Bild eines US-PrĂ€sidenten, der getrieben von der Presse, seinen WĂ€hlern und den politischen Gegnern ahnungslos in die Vertrauenskrise schlittert. Selbst er, als erster Mann im Staate weiĂ von den damaligen VorgĂ€ngen nichts. Die Hilflosigkeit mit der der PrĂ€sident der Presse ausgeliefert ist wird sehr eindringlich und nachvollziehbar geschildert. Aber auch das Loblied auf die KrĂ€fte des freien Marktes, auf die FĂ€higkeit der Industrie alles besser, preisgĂŒnstiger und in der halben Zeit auf die Beine zu stellen wie eine Regierung wird ausgiebig, wenn auch nicht ganz ĂŒberzeugend geblasen. Dabei, und das ist auch einer der wenigen Schwachpunkte des Romans, lassen die Autoren Logiklöcher durch die ganze Ufo-Flotten mit Aliens einfliegen könnten. Als dann auch noch Ex-PrĂ€sident Richard Nixon als selbstloser Patriot aus dem Hut gezaubert wird, konnte ich mir ein Stirnrunzeln dann auch nicht ganz verkneifen.
Im Zentrum steht aber das groĂe RĂ€tsel, was so brisant sein kann, dass höchste Regierungskreise ebenso wie Helden und normale Beamte einhellig ein Geheimnis ĂŒber 50 Jahre schĂŒtzen, und sich selbst den Heldenstatus versagen â und die Auflösung ist ebenso ĂŒberraschend wie in sich logisch. Das hat Pepp, viel Spannung und kommt erfreulicherweise ohne die geringsten Gewaltdarstellungen aus â eine klare Empfehlung also.
Jack McDevitt & Mike Resnick: Das Cassandra-Projekt.
Bastei LĂŒbbe, September 2013.
512 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.