Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Henry de Monfreid: Das Geheimnis des Roten Meeres (1931)
Die klassischen Abenteuergeschichten sind selten geworden. Henry de Monfreid, geboren 1879, hat seine Eigenen verfasst. Er erlebte vor dem Ersten Weltkrieg im Roten Meer so manches Abenteuer beim Perlentauchen und Waffenschmuggeln und hielt diese zunĂ€chst in vielen Briefen fest. SpĂ€ter, auf DrĂ€ngen des Schriftstellers Joseph Kessel, entstand der erste Band seiner Abenteuer unter dem Titel âDie Geheimnisse des Roten Meeresâ.
Dieser besteht inhaltlich aus drei Teilen. Im ersten Abschnitt beschreibt er anschaulich, wie einer aus gutem Hause ausbricht, um völlig vogelfrei sein GlĂŒck mit den Perlen zu versuchen und dabei Zeuge so mancher Verbrechen wird.
â... Die Einheimischen sind höchst erstaunt ĂŒber meine Gegenwart. ... Ich gebe mich als durchreisender KĂ€ufer, und man zeigt mir die entsprechende Ware. Ich bin absolut unerfahren und verhalte mich zurĂŒckhaltend, um meine Unwissenheit zu kaschieren.â (S. 91)
Im zweiten Teil versucht er sein GlĂŒck im Waffenschmuggel und liefert sich mit den Behörden und anderen Gaunern ein bizarres Katz- und Mausspiel, das sowohl anschaulich als auch amĂŒsant zu lesen ist.
â... Die Gewehre sind geladen, und jeder hat fĂŒnf Patronen, denn ĂŒber mehr als fĂŒnfzig verfĂŒge ich nicht. Eine Axt, eine Bohrstange und ein groĂer Eisenhammer liegen bereit, wie fĂŒr eine Enterung. Auch haben wir mit Petroleum getrĂ€nkte groĂe BrandsĂ€tze vorbereitet. ... Ich bin nun kaltblĂŒtig bei der Sache.â (S.117)
Im letzten Teil endet seine GlĂŒcksstrĂ€hne als Waffenschmuggler, jedoch nicht seine vielen Abenteuer in den darauf folgenden Jahrzehnten.
Henry de Monfreids abenteuerliche ErzÀhlungen bestechen mit Zeitkolorit, genauen Beschreibungen von Natur und Mensch, sowie den kulturellen Gepflogenheiten, die unterhaltsames Konfliktpotenzial bieten. Die anschaulich beschriebene Operation ohne Narkose, bei der die Schnittverletzung an einem Magen mit Hilfe von Termiten geflickt wird, bleiben noch lange in Erinnerung. Genauso wie eine Verfolgungsjagd, bei der das Schiff des Autoren erfolgreich unterhalb der Wasserlinie versteckt wird.
Bis zu seinem Tod 1974 schrieb Henry de Monfreid, inzwischen eine Kultfigur des französischen Kulturbetriebes, 75 Werke, die teilweise verfilmt, noch immer regelmĂ€Ăig in Frankreich neu aufgelegt werden.
â... Doch ich weiĂ schon, dass ich eines Tages wiederkommen werde, und ich schwöre mir: Ich werde meinen Feinden beweisen, dass ich diese Niederlage nie und nimmer hinnehme.â (S. 297)
Henry de Monfreid: Das Geheimnis des Roten Meeres (1931).
Unionsverlag, Juli 2013.
302 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Eurp.