Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂŒrt.
Einen dĂŒsteren und faszinierenden Lesesog mit den Zutaten Drogenkonsum, sexuelle Begierde, Gewalt, aber auch so etwas wie Liebe entwickelt der 590-Seiten-WĂ€lzer âMorphinâ des polnischen Schriftstellers Szczepan Twardoch.
Diese Budapest-Episode bietet einen interessanten Kontrast zu den Kapiteln davor und danach, die im dĂŒsteren, teils zerstörten und besetzten Warschau spielen. Die negativen Charaktereigenschaften Konstantys scheinen wie weggeblasen. Er verliebt sich in seine Reisebegleiterin Dzidzia und erlebt ein paar Tage voller GlĂŒck. Das legt die Deutung nahe, dass Twardoch seinen Helden nicht allein verantwortlich fĂŒr sein Handeln sieht. Auch die Ă€uĂeren UmstĂ€nde sind es, die die Menschen zu dem machen, was sie sind.
Der 1979 geborene Auto bedient sich einer sehr rauen, direkten Sprache und schreckt auch vor GossenausdrĂŒcken nicht zurĂŒck. Das passt zur dunklen GesamtatmosphĂ€re des Buches und zum Thema. Twardoch bedient sich auĂerdem einer nicht nĂ€her beschriebenen allwissender Figur, die eine Art Begleiter, ein Engel oder ein Schatten Konstantys ist und sich immer mal wieder in Ich-Form einschaltet. Das und die Eigenart, dass Twardoch immer wieder unvermittelt Ereignisse aus der Vergangenheit der Figuren in den ErzĂ€hlfluss einbaut, machen die LektĂŒre nicht unbedingt zu einem leichtgĂ€ngigen LesevergnĂŒgen â man sich schon ein wenig konzentrieren. Ein Aufwand, der sich insgesamt aber unbedingt lohnt.