Seit Mitte des zwölften Jahrhunderts herrschten Könige der Plantagenet – Linie sowohl über England als auch über einen großen Teil Frankreichs.
Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts kämpfte in Frankreich König Heinrich V erfolgreich gegen Karl VI von Frankreich. Berühmt wurde die Schlacht von Azincourt, die zum Ende des Rittertums beitrug, da englische Bogenschützen mit ihren Langbögen die zahlenmäßig überlegenen, schwer gepanzerten französischen Ritter besiegten.
Das Buch erzählt die Geschichte von Heinrichs Sohn und Nachfolger – Henry VI. Der gesundheitlich schwache und zurückgeblieben erscheinende junge Mann ist leicht zu beeinflussen und nicht fähig an die militärischen Erfolge seines Vaters anzuschließen. Ein Waffenstillstand mit Frankreich ist sein Ziel. Dazu verhelfen sein ihm ergebener Meisterspion Derry Brewer und William de la Pole, Lord Suffolk, indem sie die Heirat mit der französischen Prinzessin Margarete von Anjou arrangieren.
Allerdings gibt es einen Preis für diese Heirat: Henry muss große Gebiete Frankreichs zurückgeben. Das löst Unruhen in beiden Ländern aus, da die in Frankreich ansässigen englischen Bauern sich nicht so einfach vertreiben lassen wollten.
„Die Rosenkriege – Sturmvogel“ ist ein netter Roman, der sich flüssig lesen lässt, dessen Figuren aber mit wenigen Ausnahmen nicht wirklich tiefgründig und plastisch erscheinen. Es entsteht der Eindruck, dass Spannung und Erzählfluss der Bemühtheit um historische Genauigkeit zum Opfer fallen. Nicht nachzuvollziehen ist so auch der Untertitel „Sturmvogel“, zu dem sich im Buch keine echte Verbindung finden lässt. Auch die Geschichte des unglückseligen jüdischen Händlers, die sich eingangs findet, hat absolut keine Verbindung zur Handlung und scheint nur ob ihrer grausigen Einzelheiten erzählt zu werden.
Der Roman soll fortgesetzt werden und hätte sowohl wegen der spannenden Zeit, in der er spielt, als auch wegen seiner interessanteren Figuren wie z.B. Margaret und Tom Woodchurch durchaus noch das Potential sich zu steigern.
Eine kleine Anekdote am Rande: Es wird behauptet, dass wir den verpönten „Stinkefinger“ den englischen Langbogenschützen aus der Schlacht von Azoncourt zu verdanken haben. Die Bogenschützen, die meist Bauern und einfache Leute waren, wurden von den adeligen Rittern der Franzosen gehasst, weil sie dem einfachen Volk entstammten und mit ihren Waffen doch in der Lage waren, den hochgerüsteten Krieger aus dem herrschenden Adel umzubringen. Der Bogen als Distanzwaffe galt den Rittern als Kriegswerkzeug eines Feiglings. Daher drohten sie jedem englischen Bogenschützen damit, ihm den Mittelfinger (und auch den Zeigefinger – beide wurden zum Spannen des Bogens verwendet) abzuhacken, falls er gefangen genommen würde. Wie aber oben schon erzählt: Die Bogenschützen blieben die Sieger. Und so zeigten sie den Franzosen, dass sie noch immer im Besitz ihrer Finger waren, indem sie ihnen diese entgegenstreckten. Die heute unflätige Geste war damals also ein Zeichen des Triumphs.
Der Autor Conn Iggulden lebt in England und war vor seiner Schriftstellerkarriere Lehrer. Er hat noch weiter historische Romanreihen geschrieben.
Conn Iggulden: Die Rosenkriege 01: Sturmvogel.
Heyne, August 2014.
608 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.