„Romantic Suspense“ ist eine in Deutschland weniger bekannte Gattung, die Thriller mit Liebesromanelementen verbindet. In Amerika gibt es einen großen Autoren- und Leserstamm; in Deutschland tun sich Buchhändler oft schwer, zu entscheiden, in welches Genreregal sie Romantic Suspense stellen sollen. Soviel vorab.
Michaela Rabe, die auch unter dem Pseudonym Michelle Raven schreibt, wurde 1972 geboren und hat Bibliothekswesen studiert.
Zum Inhalt:
Lincoln Silver, ein Detective aus Chicago, der sich gerade nach LA hat versetzen lassen, und sein Vorgesetzter Bob Payton ermitteln in einer Mordserie, in dem der Täter Frauen betäubt, ihnen am ganzen Körper Schnitte zufügt, ein Körperteil entfernt und verbluten lässt. Eine Verbindung zwischen den Opfern können sie nicht erkennen.
Silver, wie er von allen genannt wird, freundet sich unterdessen mit der Polizeifotografin Ana an. Während sie sich langsam näher kommen, kommt auch der Täter immer näher – in ihren Dunstkreis.
Das Buch besticht einerseits durch die stellenweise fast unerträgliche Spannung; andererseits durch die sehr gelungene Charakterzeichnung der Hauptfiguren. Keine zweidimensionale Pappkameraden oder unfehlbare Superhelden, wie oft in Thrillern, sondern durchkomponierte Personen mit Vergangenheit und Macken. Der Leser lernt sie sehr gut kennen, was das Mitfiebern umso intensiver macht. Auch die Einblicke in das Innenleben des Täters sind faszinierend, ohne dass man das Gefühl hat, die Autorin suhle sich in Gewaltexzessen, wenngleich sie es schafft, dass man die Schmerzen der Opfer zu spüren meint.
Wie die Gattung Romantic Suspense schon andeutet, gibt es eine Liebesgeschichte, mit Szenen von knisternder Erotik ohne plumpen Voyeurismus. Sprache und Erzähltempo sind dem Genre angemessen und man merkt, dass die Autorin Los Angeles gut genug kennt, um den Roman glaubwürdig dort anzusiedeln.
Alles in allem eine empfehlenswerte Lektüre.