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Wo ist die Grenze zwischen Pornografie und Erotik? Die 30 scharfen Geschichten in diesem Buch wandeln auf dem schmalen Grat.
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Gerhart Hauptmann: BahnwÀrter Thiel (1887)
Jetzt bestellen bei amazon.de! In diesem kleinen BĂŒchlein steckt außerordentlich viel, attestiere ich und behaupte, dieses Werk hat seinen Diminutiv verdient – und es klingt mir dann doch entweder wie ein Widerspruch, Polemik oder zumindest wie eine ironische Bemerkung, ist es aber nicht.
Es ist ein Lob, denn Hauptmann schafft Gigantisches auf den minimalistischen 40 Seiten dieses FrĂŒhwerkes. Nicht nur, dass er das Universum seines Protagonisten, des innerlich zerbrechenden BahnwĂ€rters Thiel, personal erzĂ€hlend, ohne großartige Innenschauen, so drastisch und plastisch zu malen in der Lage ist, dass der Leser das GefĂŒhl hat, wirklich „dabei“ zu sein und Anteil zu nehmen, sondern er schreibt auch noch gleichzeitig naturalistisch und anti-naturalistisch und tut dies alles in Auseinandersetzung mit dem Novellen-Format.

Als Minna, die zarte Frau des BahnwĂ€rters im Kindbett stirbt, heiratet Thiel erneut, um Sohn Tobias versorgt zu wissen, wĂ€hrend er seiner Arbeit im BahnwĂ€rterhaus draußen an den Geleisen nachgeht. Was gut gemeint ist, entpuppt sich als Fehler, denn Lene, die zweite Frau, ist ein zĂ€nkisches, herrisches Weib, das Tobias vernachlĂ€ssigt. Obwohl Thiel ein guter Vater ist und bemerkt, dass sein Kind von Anfang an, noch mehr jedoch, als Lene ein zweites Kind zur Welt bringt, unter der Stiefmutter zu leiden hat, wird er nicht aktiv. Er flĂŒchtet in seine Welt draußen an den Geleisen, ist hin- und hergerissen zwischen den Tagen, die er in sexuell-körperlicher AbhĂ€ngigkeit von Lene verbringt und den an Wahnsinn grenzenden NachtschichtnĂ€chten, in denen er in vergötternden Erinnerungen an Minna schwelgend, die geistige Liebe, die ihn mit ihr verband, ĂŒber ihren Tod hinaus aufrecht erhalten will.
Als Lene den neuen Kartoffelacker in der NĂ€he von Thiels BahnwĂ€rterbĂŒdchen in Augenschein nehmen und bepflanzen will und Thiel mitsamt beider Kinder in sein „Minna-Refugium“ begleitet, passiert ein UnglĂŒck. WĂ€hrend Thiel seine Arbeit tut, wird der kleine Tobias, der sich in der Obhut der vernachlĂ€ssigenden Stiefmutter Lene befindet, von einem herannahenden Zug erfasst und schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Der bereits eingesetzte Wahnsinn nimmt in Thiel nun ĂŒberhand. Er ist verstört, hat Visionen seiner verstorbenen Frau, denkt Unaussprechliches und nur das Klingeln der Meldeglocke, das die Ankunft eines Zuges ankĂŒndigt, hĂ€lt ihn davon ab, sein zweites Kind, Lenes Kind, das im Gegensatz zu Tobias, Minnas Kind, noch am Leben ist, zu ersticken. Mit diesem Zug kehrt Lene zum BĂŒdchen zurĂŒck, um ihm zu berichten, was er eigentlich schon wusste- Tobias, seine letzte Verbindung zu seiner geliebten, toten Frau, ist gestorben. Thiel bricht, in seiner Ohnmacht halluzinierend, zusammen und man bringt ihn zurĂŒck ins Dorf. Am nĂ€chsten Morgen findet man Lene und den SĂ€ugling dahingemetzelt im Hause liegen. Der dem Wahnsinn verfallene Thiel sitzt an der Stelle der Geleise, an der Tobias ĂŒberfahren worden ist, streicht ĂŒber Tobiaschens MĂŒtze und lĂ€sst sich nur mit Gewalt von den Schienen entfernen und ins Irrenhaus bringen.

Eine komprimierte Charakterstudie ĂŒber den Verfall einer von Phlegma und AbhĂ€ngigkeiten geprĂ€gten Persönlichkeit, unterstrichen von exakten, lebensnahen Beschreibungen des Umfeldes (naturalistisch), die einen symbolistischen Charakter gewinnen (anti-naturalistisch).

Manchmal ist weniger eben einfach mehr und der Diminutiv weniger ein polemisierendes, lĂ€cherlich machendes, verniedlichendes SchmĂ€hwort als Ausdruck fĂŒr etwas Wichtiges, WertgeschĂ€tztes, das verdient zu leben – so wie Thiels Tobiaschen.

Obwohl es nicht mehr als nur ein BĂŒchlein ist, Hauptmanns BahnwĂ€rter Thiel, gehört es zu Recht zu den Klassikern, denn es ist in vielerlei Hinsicht gigantisch gelungen und Ă€ußerst eindrucksvoll.

Gerhart Hauptmann: BahnwÀrter Thiel (1887).
Reclam, 1986.
Taschenbuch, 1,60 Euro.

Tanja Muhs

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