Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespürt.
Nathan Zuckerman, erfolgreicher Schriftsteller, ist 71 Jahre alt und lebt, seit er in New York Morddrohungen erhalten hat, zurückgezogen in den Berkshires. Er hat alles hinter sich gelassen, die Stadt, die Freunde, das Leben. Als er sich aus gesundheitlichen Gründen wieder nach New York begeben muss, nimmt die Stadt ihn gefangen, steckt ihn mit ihrem Leben an.
Eine zufällig entdeckte Zeitungsannonce mit einem Wohnungstauschangebot erweckt sein Interesse und so meldet er sich darauf. Zwei junge, verheiratete Schriftsteller wollen aufs Land flüchten, weil sie die Erinnerung an die Anschläge vom 9/11 und die allgegenwärtige Terrorgefahr nicht länger ertragen können.
Nathan gibt sich der Illusion hin, in dem brodelnden New York, das sich seit seinem Verlassen vor elf Jahren so sehr verändert hat, wieder an Kraft und Jugend zu gewinnen. Seinen Prostatakrebs hat er überwunden, doch hat ihn die Operation seiner Manneskraft und seiner Würde beraubt, da er seitdem inkontinent ist. Dennoch findet er Gefallen an der jungen und gut aussehenden Schrifstellerin Jamie, findet Gefallen an dem Gedanken, sich in einander zu verlieben und beginnt, Szenen und Dialoge zwischen ihnen zu entwickeln.
Kliman, ein Bekannter des Paares, arbeitet an einer Biographie über den von Nathan verehrten Lonoff. Kliman ist Nathan zuwider, zumal schnell klar wird, dass Kliman Lonoffs Andenken für die eigene Reputation in den Schmutz ziehen wird. Nathan, der inzwischen Kontakt zu Lonoffs damaliger Geliebten hat, will ihn daran hindern.
Immer wieder wird Nathan Zuckerman sich seines Alters und des Verfalls bewusst. So plagen ihn nicht nur die entwürdigenden Folgen der Inkontinenz, sondern auch sein Gedächtnis lässt ihn zunehmend im Stich und er ist auf Notizen angewiesen. Doch am schmerzlichsten ist für Nathan die Erkenntnis, dass seine Begierde, sein Verlangen wohl unerfüllt bleiben werden und er erinnert sich, warum er die Einsamkeit gesucht hatte.
In „Exit Ghost“ treffen wir auf den gealterten Nathan Zuckerman, der uns zuerst als junger, aufstrebender Schriftsteller in „Der Ghost Writer“ (1979) begegnet. Wie schon in diesem hervorragenden Buch triff Philip Roth einen Ton, der eindringlich ist, ohne dabei Mitleid zu erregen, vielmehr nimmt der Leser teil, er versteht.
Philip Roth ist ein bedeutender Schriftsteller, der viele Auszeichnungen erhalten hat. Und mit diesem Buch, in dem er Nathan Zuckerman vielleicht ein letztes Mal begleitet, beweist er, dass er diese Anerkennung nicht zu unrecht genießt.
Philip Roth: Exit Ghost.
Hanser, Februar 2008.
304 Seiten, Hardcover, € 19,90.