Nele Niebuhr ist um die dreißig und lebt als Designerin für Turnschuhe in Chicago. Evi Niebuhr ist Neles Mutter und lebt in Norddeutschland. Sie hat eine dunkle Hautfarbe, ein Umstand, der einst zur Ablehnung durch die Mutter und die Umgebung geführt hatte. Angeblich wurde jene von Evis Vater, einem schwarzen amerikanischen Besatzungssoldaten, mit dem Kind allein in Deutschland zurückgelassen. Bernhard Niebuhr ist Evis Mann und hat gerade seinen Job als Ingenieur in einer Brotfabrik verloren, da er sich durch seine Erfindungen selbst überflüssig gemacht hat ...
Zentrales Thema von Larissa Boehnings erstem Roman ist die Frage nach Heimat und Herkunft. Die Protagonisten brechen aus ihrem normalen Leben aus und machen sich auf die Suche. Nele wirft ihren gutbezahlten Job hin, verlässt ihren Lebensgefährten Eric und sucht in New York nach ihrem Großvater, den sie auch findet, der sie aber nicht erkennt. Evi folgt einem Bekannten in die Berge Mallorcas, und Bernhard folgt seinem Nachbarn, einem erfolglosen Verkäufer von Swimmingpools, zu einer Bundeswehr-Antiterrorübung. Alle merken jedoch, dass sie dort nicht finden, was sie suchen. Vieles bleibt offen, und zum Schluss rettet eine Lüge den Familienfrieden.
Manchmal verliert sich die Hauptfigur Nele zu sehr in Reflexionen, und der häufige Wechsel von Schauplätzen, Perspektiven und Zeitebenen verwirrt den Leser etwas. Die Stärken von Boehnings Roman sind genaue Beobachtung von zwischenmenschlichen Stimmungen und schöne, poetische Bilder und Details. Es gibt einige dichte Nebenerzählungen, etwa, wenn Nele auf ihrer Fahrt durch die USA einer Anhalterin begegnet oder wenn der Nachbar eine Katze rettet. Es sind vor allem diese vielen kleinen Episoden, die das Buch lesenswert machen.