Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Die Frage, wann ist ein Mann ein Mann, haben nicht nur Sänger beantwortet.
Die finnische Variante sieht wie folgt aus: Als Fßnfjähriger springt man zusammengebunden mit dem Vater einen Wasserfall herunter.
Die Nacht zum dreizehnten Geburtstag verbringt man allein im Wald, um mit einem traditionellen Jagdbogen ein Wild zu erlegen. Spätestens am Abend des Folgetages präsentiert der inzwischen dreizehnjährige Mann den Jägern seine Beute.
Oskari hat diese Aufgabe der Jagd noch vor sich. Sein starker, groĂer Vater hatte in seinem Alter bereits einen Bären erlegt. Ganz allein und nur mit Pfeil und Bogen. Wer kann da schon mithalten? Dies fragt sich Oskari immer wieder, während seine Selbstzweifel ungehindert wachsen. SchlieĂlich sieht jeder, dass ihm die Kraft fehlt, den traditionellen Jagdbogen zu spannen. In seinen Händen ist die Jagdwaffe eine nutzlose Attrappe geworden. Niemand glaubt an ihn. Wie soll er da an sich glauben? Als er in den Wald aufbricht, wird er mit Mitleid aber auch mit reichlich Häme und Spott ĂźberschĂźttet. In dieser alles entscheidenden Nacht wird er Zeuge von einem terroristischen Anschlag. Ein Mann wird vor seinen Augen ermordet, und kurz darauf fallen nicht nur Flugzeuge vom Himmel.
â... Auf einmal erkannte ich, warum das Flugzeug des Präsidenten ausgerechnet auf meinem Weg explodiert war. Warum es ausgerecht mich vom Quad gefegt hatte. Warum ausgerechnet ich das rote Blinken am Himmel und den Präsidenten gesehen hatte. Weil es der Wille des Waldes war. Es war meine Wildnis. Und mein Präsident.â (S. 181)
Dan Smith verknĂźpft geschickt die Themen âSchicksalâ und âErwachsen werdenâ miteinander. Herausgekommen ist ein äuĂerst kurzweiliger Roman fĂźr Jugendliche und junge Erwachsene, der sehr gut unterhält und mit einigen Ăberraschungen aufwartet. Auch wenn die eine oder andere Idee in amerikanischen Filmen und Serien bereits zelebriert worden ist, gelingt Dan Smith eine frische Geschichte mit einem sympathischen Ich-Erzähler. Die Flucht vor einer Gruppe hochmotivierter Soldaten ist fĂźr den stets an sich zweifelnden Oskari nicht die einzige Aufgabe. Er verspricht etwas, was er eigentlich gar nicht halten kann. Und falls er zufällig die nächsten Stunden Ăźberleben sollte, bliebe da noch eine Kleinigkeit ... die Präsentation seiner traditionellen Jagdbeute vor den Männern seines Dorfes.
Dan Smith: Big Game 01: Die Jagd beginnt.
Chicken House, April 2015.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,99 Euro.