Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespürt.
Libba Bray: Circes Rückkehr – Der geheime Zirkel Band 2
Die siebzehnjährige Gemma Doyle musste nach dem rätselhaften Tod ihrer Mutter aus Indien ins ungeliebte England umziehen. Ende des 19. Jahrhunderts haben Frauen dort ihre klar zugewiesene Rolle zu erfüllen. Während ihr Bruder sich um seine Bildung und Karriere sorgt, wird die aufsässige Gemma in die Spence-Akademie für junge Damen abgeschoben. Hier soll sie neben Mathematik und Geschichte solch unabdingbaren Fähigkeiten wie Stricken, leichte Konversation und Tanzen lernen, um schlussendlich ein gute Partie zu machen.
Nachdem sie sich im ersten Band gegen zu strenge Vorgaben aufgelehnt hatte, und sich gegen allzu zickige Mitschülerinnen durchgesetzt hatte, fand sie auch ihr magisches Erbe. Zusammen mit ihren drei Freundinnen besuchte sie das magische Parallel-Reich. Hier war die Magie seit Jahrzehnten gebunden, die Mitglieder des Ordens des aufgehenden Mondes sorgten bislang dafür, dass die die Magie bindenden Runen nicht gelöst wurden. Im Kampf gegen das Böse wurden diese Runen nun von ihr zerstört, die Magie befreit. Eigentlich wollte Gemma nie wieder in das magische Reich ihrer Rivalin Circe zurückkehren. Doch dann muss sie sich ihrer Verantwortung stellen, nicht zuletzt, weil ihre Freundin Pippa in dem Reich zurückblieb. So nutzt sie die Weihnachtsferien nicht nur dafür, auf Bälle und ins Theater zu gehen, und erste, forsche Verehrer abzuwehren, sondern auch zu dem Versuch, in der Parallelwelt die Magie zu binden, auch gegen den erbitterten Widerstand Circes ...
Libba Bray erzählt eine Geschichte, die man gut unter die Überschrift Frauen-Fantasy stellen könnte. Ich meine das nun wirklich nicht abwertend, das soll nur heißen, dass das Werk eines seiner Schwerpunkte auf die Gefühlswelt der Protagonistin legt.
Daneben erwartet den Leser ein locker und flüssig verfasster Text. Wie schon im ersten Band fasziniert erneut die lebensechte Zeichnung Gemmas und ihrer Freundinnen. Hier wird nichts abstrahiert, hier tritt die Figur förmlich aus den Seiten heraus. Voller Widersprüche zeichnet die Autorin ihre jugendliche Heidin, zeigt ihre Hin- und Hergerissenheit zwischen ihrer naturgegebener Vergnügungssucht und ihrer Pflicht sich der Verantwortung zu stellen. Sorgfältig recherchiert nimmt hier eine auf uns fremd, ja verklemmt wirkende Welt Gestalt an, wie sie zum Ende des 19. Jahrhunderts so oder zumindest so ähnlich existiert hat. Bei all der Faszination, die aus der magischen Parallelwelt und den dort hausenden, fast märchenhaft ausgestalteten Figuren und Mächten ausgeht, hat mich persönlich die Entwicklung, die Gemma durchläuft, ihr Alltag, ihre Faszination von der mondänen Welt der Metropole Londons fast noch mehr in ihren Bann gezogen. Hier atmet das Buch überzeugend Geschichte, hier packt die Autorin den Leser mit scheinbaren Nebensächlichkeiten, die aber für die Überzeugungskraft des Buches unabdingbar sind.
Libba Bray: Circes Rückkehr – Der geheime Zirkel Band 2.
DTV, Dezember 2007.
653 Seiten, Taschenbuch, 12,95 Euro.