Er galt als der genialste Wissenschaftler unserer Zeit. Der französische Physiker Matthieu Savary forschte am Schweizer CERN Institut und war auf der Suche nach der Entstehung des Universums. Was er fand, aber war weit mehr als erwartet.
Dank seiner Genialität stieß er in einem riskanten Selbstversuch, der ihn tödlich verstrahlt zurückließ, auf eine Möglichkeit durch die Zeit zu reisen.
Im Krankenhaus sprach ihn dann eine Agentin des Britischen Geheimdienstes an und machte ihm einen verführerischen Vorschlag. Sein Leben dafür, dass er zusammen mit einem Team durch die Zeit reisen würde und bewies, dass Jack the Ripper nichts mit dem Königshaus zu tun hatte.
Gesagt, getan, und dank der Medikamente der Briten ist der Forscher soweit fit, dass er und sein Team dem Serienkiller nachforschen.
Dass sie dabei manipuliert werden, dass ihnen gefälschte Vergleichsproben untergeschoben werden ist bei weitem das Schlimmste – zuerst ereilt sie der Kulturschock angesichts der Zustände Ende des 19. Jahrhunderts, der sich insbesondere in der Geruchsbelästigung und dem überwältigenden Schmutz niederschlägt, dann müssen sie erkennen, dass sie einen Verräter in ihren Reihen haben ….
In der ersten Deutsch-Britischen Co-Operation legen die beiden Autoren eine Zeitreisegeschichte vor.
Wie dies bei derartigen Titeln so Usus ist, nehmen sie als faszinierendes Setting ein allgemein bekanntes Ereignis der Weltgeschichte. Vorliegend geht es nicht in Neros brennendes Rom, auch die Flammen über Alexandria oder Cleopatras Tod dienen nicht als Kulisse, statt dessen darf einmal mehr der Ripper im Londoner West-End sein Unwesen treiben.
Die Handlung nimmt dabei sehr gemächlich Fahrt auf. Die Verfasser bemühen sich, uns ihre Figuren ausführlich vorzustellen und die Grundlagen überzeugend aufzubauen.
Ohne hier auf die technische Seite einzugehen, entführen sie uns dann in ein ungeschönt dargestelltes London.
Hier, und nicht etwa, wie man annehmen könnte, in der Suche nach der Identität des Rippers liegt dann auch die besondere Stärke des Romans.
Mit viel Gespür bringen uns die Autorin diese Welt näher, deuten mehr an, als dass sie ein grelles Scheinwerferlicht auf die Missstände und das Elend richten würden und machen uns diese Welt spürbar.
Es kommt zu Verwicklungen, der Plot nimmt manche unnötige Wendung und verzettelt sich zum Finale hin fast ein wenig. Dennoch bleibt die Spannung hoch, werden Ansätze sichtbar, an denen eine Fortsetzung anknüpfen könnte.
Tess Riley & Christian Brandt: Jack.
rororo, Mai 2015.
320 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.