So schlecht die Verhältnisse in den „Schönen Verhältnissen“ und die Neuigkeiten in den „Schlechten Neuigkeiten“ von Edward St Aubyn waren, so nett sind die Aussichten im letzten Band der Patrick Melrose-Trilogie des Briten, „Nette Aussichten“.
Nett, harmlos ist die Handlung des Buches, das nach den ersten beiden bösen, sarkastischen Romanen enttäuscht. Patrick, das gequälte, vom Vater misshandelte Kind aus dem ersten Band, der als drogenabhängiger junger Mann im zweiten Buch die Asche seines toten Vaters durch New York trägt, ist nun 30 Jahre alt. Den Drogen hat er ade gesagt, studiert Jura, um als Anwalt möglichst vielen Kriminellen das Gefängnis zu ersparen.
Auf einer Gartenparty in snobistischer Gesellschaft von Prinzessinnen und Herzögen, versucht Patrick sein Kindheitstrauma zu überwinden. Mit snobistischen Lächeln beschreibt der 38-jährige Autor, selbst Spross einer englischen Adelsfamilie, die feine Gesellschaft und ihr Geschwätz. Alte Bekannte aus den beiden ersten Büchern trifft Patrick auf diesem Jahrmarkt der Eitelkeiten und auch Menschen mit ähnlichem Schicksal wie Anne, deren Mutter Katzen in der Waschmaschine tötete.
Starke Momente hat das Buch, wenn Aubyn Kontraste schafft zwischen seichtem Small-Talk und Patricks tiefgründigen Gesprächen, in denen er versucht mit dem Hass auf den Vater, der wie ein Gespenst durch das Buch geistert, fertig zu werden.
Aber einen Sog wie die beiden ersten Bände der Trilogie hat dieser, bereits 1992 in Großbritannien erschienen und jetzt erst übersetzte Band nicht; er zieht die Leser auch nicht in einem Rausch davon wie die beiden ersten Romane. – Ein nettes Buch, das seine Tür auf weitere Aussichten, Neuigkeiten und schöne Verhältnisse offen lässt. Aber auch der schlechteste Band der Trilogie.
Edward St Aubyn: Nette Aussichten.
Dumont, Februar 2008.
200 Seiten, Hardcover, 17,90 Euro.