Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Hannah Farr wird als distanzierte, aber erfolgreiche Fernsehmoderatorin vorgestellt, die die Freundin des Bürgermeisters ist und im öffentlichen Interesse steht. Ihr Partner erkennt schnell, dass Skandale für ihn aber auch sie verheerend sein werden. Er will nicht, dass Hannah in ihrer eigenen Vergangenheit wühlt und vielleicht sogar etwas zutage befördert, was an die Öffentlichkeit dringt. Sie soll ihr Geheimnis für sich behalten und schweigen. An dieser Stelle stellt sie ihre Beziehung und ihr ganzes Leben in Frage und verändert sich.
Dennoch bleibt „Nur einen Horizont entfernt“ hinter den hohen Erwartungen zurück, die Lori Nelson Spielmans Erstling „Morgen kommt ein neuer Himmel“ hinterlässt. Die Geschichte ist bei weitem nicht so berührend, was vielleicht auch an der Protagonistin liegt. Sie lässt nicht nur ihre Mitmenschen nicht an sich heran, sondern auch die Leserinnen. Sie bleibt einem nicht fremd, aber doch in der Ferne. Die einzigen Momente, die man als gefühlvoll bezeichnen könnte, sind jene, bei denen sie auf den Weingutbesitzer RJ trifft, den sie in Michigan kennenlernt. Doch selbst hier lässt sich Hannah nicht mitreißen, sondern agiert vernünftig. Erst im letzten Drittel hellt diese Stimmung etwas auf und es passieren auch spontane Entscheidungen.
Ein sehr netter Roman, der es nicht mit seinem Vorgänger aufnehmen kann.
Lori Nelson Spielman: Nur einen Horizont entfernt.
Krüger, Mai 2015.
368 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.