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Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche, ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen (1842)
Jetzt bestellen bei amazon.de! Mal Hand aufs Herz: Viele Bücher, die man so sein Eigen nennt, ereilen den manchmal nicht arg so geneigten Leser wie die unbefleckte Empfängnis – man weiß gar nicht, wie einem geschieht und flugs ist wieder eines da. Man bekommt sie von ganz besonderen Freunden geschenkt oder besorgt sie sich auf Empfehlung anderer Besonderer (oder vielleicht auch auf Grund deren Ratlosigkeit, wenn es wieder nur einen Buchgutschein zu Weihnachten gab) vielleicht gar selbst – und stellt sie ins Regal.

Schauen Sie einmal neben, hinter, vor sich – in Ihr Bücherregal. Welche Bücher stehen da? Wie viele haben Sie gelesen und wie lange ist das her? Zu wie vielen Ihrer Bücher haben Sie eine persönliche Bindung? Welche haben Sie beeindruckt? Und warum?

Annette von Droste-Hülshoffs Die Judenbuche war mein erstes Buch, mein erstes „richtiges“ Buch, also: mein erster Klassiker und ich habe ihn immer noch. Er macht einen durchaus unansehnlichen Eindruck, denn nicht nur, dass der Zahn der Zeit an ihm genagt hat, er recht zerlesen ist und der knallgelbe Reclam-Einband so knallgelb gar nicht mehr ist, sondern es prangen auch noch irgendwelche Namen irgendwelcher Rockbands darauf, die heute sicherlich gar niemand mehr kennt, während der Titel der Novelle umkringelt und die A’s und O’s und D’s und B’s irgendwann einmal ausgemalt wurden. Innen drin niedliche Eintragungen, Inhalt zusammengefasst mit eigenen Worten. Auf der ersten Seite steht – auf Geheiß des Deutschlehrers eingetragen, denn er meinte, Bücher müsse man sich aus mehreren guten Gründen zum Eigentume machen - mein Name, darunter: Klasse 8c.

Für diejenigen unter uns, die in der achten Klasse etwas anderes gelesen haben - der Inhalt:
Nach dem Tod ihres Mannes gibt Margret Mergel Sohn Friedrich in die Obhut ihres Bruders Simon Semmler, da dieser in finanziell besseren Verhältnissen lebt als sie selbst. Diese bessere Finanzlage Simons kommt jedoch nicht von ungefähr, denn Oheim Semmler ist ein recht windiger Geselle und eng mit den Blaukitteln verbandelt, welche als Holzklau-Gang die Wälder um das Dorf B. unsicher machen. Auch Friedrich ist fester Bestandteil dieser kriminellen Vereinigung. Er hält Wache, sorgt dafür, dass die Blaukittel nicht auf frischer Tat ertappt und für ihren Diebstahl bestraft werden können - für ein Unrecht bestraft werden können, das vor allem die Förster und ihr Dienstherr, der Gutsherr, als solches empfinden, während die Dorfbewohner es dann doch eher als eine „Selbstbedienung an Gemeingut“ ansehen.
Als Oberförster Brandis von einer Axt erschlagen aufgefunden wird, nachdem Friedrich ihn auf eine falsche Fährte geschickt hat, will der Junge beichten gehen, denn er ist sich sicher, hat er doch Oheim Semmlers Axt erkannt, dass der Onkel Brandis ermordet hat und er selbst Mitschuld trägt. Doch Simon fängt ihn ab, bevor er sich zur Kirche aufmachen kann und redet ihm ins „Gewissen“. Friedrich, viel zu sehr verliebt in seinen inzwischen erreichten Status als mit allerlei wertvollen Gegenständen protzenden Mittelpunkt der Dorfjugend und „Dorfplayboy“, geht schließlich nicht zur Beichte, zieht es vor, der Mitwisser eines Mordes zu sein, als seinen eigenen Status dadurch zu gefährden, dass er zugibt, in kriminelle Machenschaften anderer Art verstrickt zu sein.
So vergehen einige Jahre. Friedrich lebt bei Oheim Semmler und genießt hochmütig sein Prestige trächtiges Leben. Als Friedrich auf einer Hochzeit der versammelten Gesellschaft stolz seine neue Silberuhr präsentiert und der Jude Aaron kurz darauf auf eben dieser Gesellschaft auftaucht, um das Geld einzutreiben, das Friedrich ihm dafür noch schuldet, fühlt Friedrich sich derart gedemütigt und in seiner Rolle beschnitten, dass er Aaron im Wald unter einer Buche tötet. Er tötet ihn und flüchtet kurz darauf, Johannes Niemand im Schlepptau, Semmlers einfältigen Schweinehirten und unehelichem Sohn, der Friedrich zum Verwechseln ähnlich sieht. Der Täter ist flüchtig und seiner ist nicht habhaft zu werden und außerdem war der Getötete in den Augen der Dorfgemeinschaft „nur ein Jude“ – also kann die Witwe Aarons auf keine Verfolgung, keine Gerechtigkeit hoffen. Sie nimmt dem Gutsherren jedoch zumindest das Versprechen ab, eben diese Buche niemals zu fällen und sie als Mahnmal mit einer hebräischen Inschrift zu versehen.
Es wächst Gras über die ganze Geschichte, bis Johannes Niemand 18 Jahre später, nach einem entbehrungsreichen Leben auf See und in türkischer Sklaverei in sein Heimatdorf zurückkehrt. Man nimmt ihn wieder auf und teilt ihm mit, dass die Flucht der Beiden wegen allein dieser „Holzgeschichte“ sinnlos gewesen sei, denn den Mord könne man Friedrich ja nicht vorwerfen, denn man habe jemand anderen als Schuldigen an Aarons Tod identifiziert. Doch Johannes ist nicht Johannes, sondern Friedrich selbst und so kann er, weiß er ja um die Wahrheit, keine innere Ruhe finden. So erfüllt sich schließlich der Spruch der Inschrift – sie liest sich auf deutsch wie folgt: „Wenn du dich diesem Orte nahtest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.“ - in Friedrichs Selbstmord in den Ästen der Judenbuche.

Große Themen in dieser Novelle, welche die Autorin anhand der Matrix eines realen Kriminalfalles elaboriert. Einerseits dieses ur-jugendliche Thema, dieser Wunsch des sich Abhebens aus der Gruppe der Altersgenossen, um zu ihrem gleißenden Mittelpunkt zu werden - im Falle Friedrichs regelrecht um jeden Preis.
Gleichzeitig exemplarisch die Frage nach Recht und Unrecht und dem Gegensatz zwischen äußerem und inneren Gerechtigkeitsverständnis.
„Denn wer nach seiner Überzeugung handelt, und sei sie noch so mangelhaft, kann nie ganz zugrunde gehen, wogegen nichts seelentötender wirkt, als gegen das innere Rechtsgefühl das äußere Recht in Anspruch zu nehmen.“ sagt die Droste und leitet neben dem bereits im epilogischen Gedicht artikulierten Appell, nicht vor zu verurteilen, die Lesermeinung –zugunsten Friedrich Mergels.



Ich bin dieser Anleitung, dieser Leitung sehr gern gefolgt - ich liebe dieses Buch; mit seiner Aussage, mit seinem Protagonisten, der mir, obwohl Mörder, im Endeffekt doch außerordentlich sympathisch ist, weil sein Gewissen dann doch gewann und seine „äußere Begnadigung“ durch die Augen anderer weitaus weniger wichtig war.

Die Judenbuche ist ein Buch, das Eindruck macht, von dem man weiß, dass es etwas Großes ist. Es hat mich geprägt, hat mich so beeindruckt, dass ich begonnen habe, mehr „Literatur“ und weniger „leichtere Kost“ zu lesen.

Und jetzt zurück zu Ihnen und Ihrem Blick in Ihr Bücherregal:

Steht Die Judenbuche auch da? Oder irgendein anderer Klassiker? Haben Sie sich von einem „Ihrer Klassiker“ in letzter Zeit einmal beeindrucken lassen? Oder stehen sie vielleicht nur herum, Ihre Bücher, stehen und stehen und verstauben, denn wann hat man denn schon einmal Zeit (und vielleicht sogar Lust) sie zu lesen?

Sind Sie so eine/einer, der das hier sagen könnte: „Herrje, nein, wenn überhaupt schon lesen, dann doch lieber etwas „Leichteres“, leichtere Kost, die man mal beiseite legen und ohne Erinnerungsauffrischung oder nötig werdenden „Einlesemodus“ wieder aufnehmen kann, wenn die Einkäufe getätigt sind, der Ärger im Job vergessen, der Hund ausgeführt oder das Auto wieder repariert ist!“ ?

Nur Mut, entjungfern Sie Ihre „Bücher der unbefleckten Empfängnis“ - sie sind meist dann doch sehr leicht und gut bekömmlich und es steckt viel Lesenswertes darin!


Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche, ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen (1842).
Klett, 2007.
80 Seiten, Taschenbuch, 4,90 Euro.

Tanja Muhs

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