Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Joseph Stieglitz: Reich und Arm: Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft
Bereits mit seinem Bestseller „Der Preis der Ungleichheit“ hat sich der Autor mit der Spaltung unserer Gesellschaft in Reiche und Arme auseinandergesetzt.
In der Textsammlung „Reich und Arm“ analysiert Stieglitz, dass diese Ungleichheit kein Schicksal ist, sondern die Folge politischer Entscheidungen.
So kritisiert Stieglitz von Beginn seiner Analysen George W. Bush, dessen Reichtumspflege durch Steuerentlastung und Deregulierung in einer Monopol-Marktwirtschaft.
Der vorliegende Sammelband ist durch Kapiteleinteilungen strukturiert und daher mehr als eine Sammlung, sondern ein durchgängig zu lesendes, gut gegliedertes Sachbuch. Außerdem gibt es Einführungen zu den jeweiligen Kapiteln, die bereits publizierten Aufsätze sind aktualisiert.
So nimmt der Autor beispielsweise Bezug auf Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“.
Die Schwerpunkte seiner Analyse - Dimension, Ursachen, Folgen – münden in der Frage, ob Marktwirtschaften, die auf Wettbewerb aufbauen, soziale Spaltung notwendig zur Folge haben oder ob diese Spaltung innerhalb des bestehenden Systems rückgängig gemacht werden kann.
Ging Stieglitz in seiner Dissertation (1966) noch davon aus, dass Wirtschaftswachstum und soziale Ungleichheit zusammen gehören, aber in einem gewissen Gleichgewicht blieben, kommt er nun zu dem Schluss, dass vor allem Erbschaften das Arm-Reich-Gefälle größer werden lassen. Er nennt das „Reproduktion der Reichen“.
Als Ursachen sozialer Spaltung beschreibt Stieglitz Arbeitslosigkeit, Niedriglohn, Steuergeschenke an Reiche, das Auffangen der Verluste der Finanzwirtschaft durch die Gesamtbevölkerung.
Die moderne Marktwirtschaft vergleicht Stieglitz mit der Plutokratie. Es sorgten die wenigen Reichen durch die Kraft weniger Reicher für die Reichen. Dies sei keine Möglichkeit für die Armen, aus der Armut aufzusteigen in die Mittelschicht. Dabei bezieht er sich auch kritisch auf das Rossäpfel-System (Kenneth Galbraith): Wenn die Rösser gutes Futter bekommen, profitieren die Spatzen von guten Rossäpfeln.
Eine Folge der Spaltung der Gesellschaft zeigt Stieglitz auch in den ungleichen Bildungschancen reicher und armer Menschen.
Stieglitz` Analysen beziehen sich auf die USA, allerdings sind die beschriebenen Ursache-Wirkung-Mechanismen fĂĽr alle Marktwirtschaften aufschlussreich.
Das Buch kann von interessierten Laien gut gelesen werden, wer VWL oder BWL studiert, hat das Buch bereits auf dem Schreibtisch liegen.
Ein Sachbuch, das in seiner Umfänglichkeit und klaren Strukturiertheit auch „in kleinen Dosen genossen“ für alle Interessierte aufschlussreich ist.
Joseph Stieglitz war Professor fĂĽr Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford und Wirtschaftsberater der Clinton-Regierung. 2001 erhielt er den Nobelpreis fĂĽr Wirtschaft.
Joseph Stieglitz: Reich und Arm: Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft.
Siedler Verlag, September 2015.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,99 Euro.