Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂŒrt.
Vor dem 15-jĂ€hrigen Lukas liegt ein toller Sommer. Seine Mutter und der Stiefvater fahren in die Flitterwochen und er hat die ganze Bude fĂŒr sich allein und kann tun und lassen, was er mag. Und doch steht Lukas, obwohl Ferien sind, nachts freiwillig um 4 Uhr auf. Nur um seinem Kumpel Birol bei dessen illegalen Pilzsammeltouren zu helfen. Zu diesem Zweck sammelt er im Nebel des Morgengrauens mehrere auslĂ€ndische Frauen in einen Transporter und fĂ€hrt sie heimlich in den Wald. Unter ihnen ist auch GĂŒlbahar, die Lukas sofort gefĂ€llt. Er will alles tun, um in ihrer NĂ€he zu sein. Auch zu einer solchen Zeit aufstehen! Doch der jungen Kurdin nĂ€herzukommen, gestaltet sich schwieriger als gedacht und schnell schweben alle in groĂer Gefahr.
âDie GlĂŒckssucherâ ist die Fortsetzung zu dem bereits im Sommer 2014 erschienenen Titel âWas die Welle nahmâ. Man braucht den ersten Band allerdings nicht gelesen zu haben, um die ZusammenhĂ€nge im zweiten zu verstehen. Die Autorin gibt einen guten GesamtĂŒberblick.
Vera Kissel hat âDie GlĂŒckssucherâ toll, einfach toll geschrieben! Die Geschichte ist komplett aus Lukasâ Perspektive erzĂ€hlt. Und der ist nun mal ein 15-jĂ€hriger Teenager und schaut auf ganz andere Dinge, als es vielleicht eine Autorin tun wĂŒrde. In seinem Körper pulsieren die Hormone wild durcheinander, sein Gehirn ist eine Baustelle und naja, er hat auch eine gewisse romantische Ader. Mit MĂ€dchen hatte er noch nicht viel nĂ€heren Kontakt und malt sich aus, wie das sein könnte, wenn er GĂŒl mal nĂ€her kommt. Und wie könnte er es bloĂ schaffen, mal allein mit ihr etwas zu unternehmen?
Lukas erzĂ€hlt aus seinem Leben und bereits nach wenigen Seiten wird klar, wem er davon erzĂ€hlt. Sein Vater ist bei dem Tsunami in 2004 umgekommen. Seitdem fehlt er Lukas schrecklich und er berichtet schonungslos und vertrauensvoll aus seinem Leben und spricht den Vater immer wieder ĂŒber ein âduâ an. Die Geschichte ist allerdings noch komplexer, denn der Vater hatte die kleine Familie fĂŒr einen anderen Mann verlassen, der nun, Jahre spĂ€ter, fĂŒr Lukas zu einem wichtigen Begleiter und Berater geworden ist. Das klingt alles ganz schön schrĂ€g? Es passt aber zusammen und wirkt aus dem Leben gegriffen, was vielleicht auch wieder an der tollen ErzĂ€hlweise liegt. Die Geschichte wird dadurch sehr eindringlich und direkt geschildert, sie geht unter die Haut und wird nachvollziehbar. Der Roman sollte etwas fĂŒr Jugendliche beider Geschlechter ab 14 Jahren sein.
Ein sehr gelungener Roman, den es zu lesen lohnt. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Autorin noch mehr davon auf Lager hat!
Vera Kissel: Die GlĂŒckssucher.
Dressler, Juli 2015.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.