Berlin, 2039: Die Welt, wie wir sie kennen, ist zerschlagen. Die wenigen Menschen, die bis hierhin ĂŒberlebt haben, finden sich in einer Stadt der VerwĂŒstung und PlĂŒnderung wieder. Wasser ist kostbar, Lebensmittel eine Seltenheit. Die 15-jĂ€hrige Anna freut sich immer, wenn sie mit ihrem Tablet Empfang hat und etwas auf ihrem Blog veröffentlichen kann. Dass sie dadurch von den Soldaten aufgespĂŒrt werden könnte, ist ihr egal. Plötzlich erhĂ€lt sie Antworten auf ihre BlogeintrĂ€ge. Ein gewisser Ben warnt sie vor den Soldaten und hat dann auch noch den Wunsch, sie zu treffen. Anna lĂ€sst sich nach Zögern darauf ein und ihre Welt verĂ€ndert sich ein weiteres Mal.
Bis zur HĂ€lfte ist Nana Rademachers Roman ganz nett. Man lernt Anna und die verĂ€nderte Welt kennen, ihre wenigen Freundinnen und das, was sie ĂŒbers Netz von Ben erfĂ€hrt. Es ist interessant, von ihren Erlebnissen zu lesen, obwohl der Schreibstil alles andere als flĂŒssig zu lesen ist. Man erfĂ€hrt, dass manche Menschen im Untergrund leben und es dort sogar warm haben, dass das MilitĂ€r die Menschen unterdrĂŒckt und kontrolliert. Alles wird sehr gefĂŒhllos erzĂ€hlt und das ist sogar durchaus sinnig. Denn Anna lebt in einer Welt, in der GefĂŒhle keinen Platz und keine Berechtigung mehr haben. So weit, so gut. Dann allerdings geht alles bei diesem Roman schief und er entwickelt sich zu einer langweiligen Teenie-Story, man könnte fast sagen, Internatsgeschichte. Daran ist noch nicht mal das Auftauchen von Ben Schuld. Anna gerĂ€t in eine Art Kinderheim, in dem MĂ€dchen fĂŒr verschiedene Zwecke rekrutiert werden.
Schade, denn bis zu diesem Zeitpunkt war die Geschichte zumindest okay. So kann man âWir waren hierâ leider nicht empfehlen. Ein eher mittelmĂ€Ăig geschriebener Jugendroman fĂŒr MĂ€dchen ab 14 Jahren. Da gibt es bei weitem viel, viel bessere Dystopien auf dem Markt!
Nana Rademacher: Wir waren hier.
Ravensburger Buchverlag, Januar 2016.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.