Bruno ist neun Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester in einem schönen, großen Haus in Berlin. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seinen drei besten Freunden, und weg will er auf keinen Fall. Doch dann wird der Vater versetzt und die Familie muss mit. Der neue Wohnort mit dem merkwürdigen Namen Aus-Wisch gefällt Bruno überhaupt nicht. Eine hässliche und unwirtliche Gegend, es gibt nur einen kilometerlangen Stacheldrahtzaun mit Baracken dahinter. Auch fehlen ihm seine Freunde. Aus Langeweile beginnt er eines Tages, Forscher zu spielen und den Zaun zu erkunden. Da trifft er einen gleichartigen Jungen namens Schmuel auf der anderen Seite, und der hat zu seinem Erstaunen einen gestreiften Pyjama an. Brunos Neugier ist geweckt: Gerne würde er die Welt auf der anderen Seite des Zauns kennen lernen...
Der irische Autor, dessen Buch bereits in über 25 Sprachen übersetzt wurde, erzählt konsequent aus der naiven Perspektive des Kindes. Brunos kindliche Abenteuerlust, sein Wunsch, ein berühmter Forscher zu werden, kollidieren, wie der Leser natürlich bald merkt, mit der grausigen Realität von Auschwitz. Ähnlich wie der Junge in Roberto Benignis Film „Das Leben ist schön“ kann Bruno dieses Grauen noch nicht erfassen. Für ihn zählt, dass er endlich einen Freund gefunden hat. Und diese anrührende Freundschaft ist auch das zentrale Thema des Romans bis zum tragischen, aber folgerichtigen Ende.
Lesenswert, weil es dem Autor gelingt, trotz der kindlichen Sicht auf das Geschehen und der durch bedingten lockeren Erzählweise immer auch das Grauen durchscheinen zu lassen. Denn auch wenn er nicht alles versteht, Bruno beobachtet seine Umwelt sehr genau. Ein Buch für Jugendliche und Erwachsene.
John Boyne: Der Junge im gestreiften Pyjama.
S. Fischer Verlag, 2007.
266 Seiten, Hardcover, 13,90 Euro.