Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Nach wie vor ist Arne Dahl mein absoluter Favorit der fast unüberschaubaren Zahl nordischer Krimiautoren. Er ist einfach der Analytischste von allen, mit einer gehörigen Portion Wut auf die gesellschaftliche Dynamik im allgemeinen und ihre Auswirkung auf die Polizeiarbeit (und hier in Schweden) im Besonderen.
Immer wieder spickt er punktgenaue, politische Statements von unbestechlicher Logik in seine intelligent aufgebauten Krimis ein, die wiederum mit dem jeweiligen Fall und den eifrigen Akteuren im Polizeidienst, korrespondieren. Ein Zufall war, dass ich Michael Kumpfmüllers "Nachricht an alle" - eine hochdramatische - zwar fiktive, dadurch nicht weniger aktuelle - Beschreibung unseres wankenden Europas - gelesen habe. Es gibt viele überraschende Übereinstimmungen. Schön ist, dass es auch krimitechnisch immer spannend bleibt und uns dadurch Dahls gesellschaftliche Sicht der Dinge nicht auf den Nerv geht.
Zur Story: es geht um eine Art Selbstjustiz, der man aber, weil kryptisch versteckt, erst sehr langsam auf die Spur kommt. Die Protagonisten haben bei Dahl immer eine Geschichte, die sich in seinen Romanen fortschreibt. Man ist gerne mit den Akteuren zusammen, weil man ihre Entwicklung kennt. Sowohl familiär, mit Schicksalsschlägen behaftet, als auch in der Karriere bei der Stockholmer Kripo.
Allenfalls zum Ende hin wirkt der Fall ein wenig aufgesetzt und konstruiert - man hat im ganzen Buch kaum die Möglichkeit, sich auf einen "Verdächtigen" festzulegen. Aber insgesamt ist das auch nicht so wichtig. Ich empfehle nach wie vor immer, alles von Dahl zu lesen und zwar von Anfang an. man bleibt gesellschaftlich und politisch auf der Höhe - und wird gut unterhalten. Was will man mehr?
Arne Dahl: Ungeschoren.
Piper, Oktober 2007.
416 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro.