Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂŒrt.
Daisy ist dreiĂig und âvöllig ausgebranntâ. Gerade hat sie mal wieder einer ihrer Lover verlassen, und der Job als Buchhalterin macht auch keinen SpaĂ. Also erst mal ein paar Wochen krankschreiben lassen und abhĂ€ngen. Entweder vor dem Fernseher sitzen oder mit ihren Freunden Frank und Colette durchs Amsterdamer Nachtleben treiben. Dort lernt sie den attraktiven TV- Produzenten Philip Springer kennen. Mit ihm hat sie tollen Sex in teuren Hotelzimmern- ansonsten ist Philip leider ein Ekel und auĂerdem verheiratet. Warum hat sie nur soviel Pech?
Parallel zu ihren heutigen Erlebnissen erzĂ€hlt Daisy unsentimental und mit viel trockenem Humor ihre Lebensgeschichte. ErzĂ€hlt von ihrer gefĂŒhlsarmen Mutter und dem sympathisch-proletarischen Vater, von dessen frĂŒhen Tod sie zu spĂ€t erfuhr, weil sie zu der Zeit in einem besetzten Haus abgetaucht war. Dort lebte sie in einer versifften Bude mit ihrem drogensĂŒchtigen Freund Jay, der sie beklaute und misshandelte. Harter Stoff, der leicht ins Klischee von der âunglĂŒcklichen Kindheitâ abgleiten könnte. Doch die junge niederlĂ€ndische Autorin umschifft dies durch ihren lockeren ErzĂ€hlstil und die ironische Distanz ihrer Heldin.
Am Ende bricht Daisy aus ihrer Lethargie aus und befreit sich auf sehr unkonventionelle Weise nicht nur von Ekel Philip, sondern auch vom Frust der Vergangenheit. Einen Traummann, der am Ende einen Heiratsantrag macht, gibt es hier nicht, auch das unerwartete Wiedersehen mit Jay ist recht ernĂŒchternd, Daisys Chef ist pleite und sie selbst erst mal arbeitslos. Doch das Leben geht weiter... Ein Lichtblick unter den vielen meist recht seichten Frauenromanen, die sich in unseren BuchlĂ€den stapeln.
Cindy Hoetmer: Lazy Daisy.
S. Fischer Taschenbuch Verlag, Oktober 2007.
250 Seiten, Taschenbuch, 7,95 Euro.