Donald Delpe ist vierzehn, lebt mit seinen Eltern in einem Vorort von London und hat, wie andere Jungen in dem Alter auch, nichts als Mädchen und Comics im Kopf. Letztere zeichnet er selber, und sein Alter Ego ist der Superheld Miracle Man, der die aberwitzigsten Abenteuer besteht. Gerne möchte Donald wissen, wie das mit Liebe und Sex geht, haben ihm doch sein älterer Bruder und seine Kumpels so einiges erzählt. Nur hat er dafür nicht mehr viel Zeit, denn er ist unheilbar an Leukämie erkrankt. Die hilflosen Eltern tun alles, um ihren Sohn zu retten, doch dieser erträgt alle Torturen mit rotzigem Gleichmut. In der Therapie begegnet er dem Psychologen Dr. Adam King, dem gegenüber er sich zunächst sehr abweisend verhält. Doch nach und nach gewinnt King das Vertrauen des Jungen, und er entwickelt eine unkonventionelle Idee, damit Donald nicht als Jungfrau sterben muss, und gleichzeitig beginnt er, über sein eigenes, eingefahrenes Leben nachzudenken ...
Der Autor, Jahrgang 1961, stammt aus Neuseeland und arbeitet vor allem als Drehbuchautor. Auch dieses Buch ist z. T. im Drehbuch-Stil geschrieben, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Doch die dynamische Sprache zieht den Leser schnell in die Handlung hinein. Es ist sicher keine leichte Gratwanderung, einen so durchgeknallten Roman zum Thema Krankheit und Tod zu schreiben. Doch es gelingt, mit leichter Feder, ohne Sentimentalität oder esoterischen Tiefsinn. Der Tod als letztes Event - auch Miracle Man stirbt am Ende und wird unter Kaskaden roter Rosen beerdigt. Ein ungewöhnlicher Umgang mit einem ernsten Thema.
Anthony McCarten: Superhero.
Diogenes, Mai 2008.
304 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro.