Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Benjamin Lebert war der literarische Shootingstar des Jahres 1999, als er mit gerade 17 Jahren seinen vielgelobten Debüt-Roman „Crazy“ vorlegte. Dass das keine Eintagsfliege war, beweist er jetzt, 24-jährig, erneut mit seinem bereits dritten Buch „Kannst du“. Der seltsame Titel bezieht sich auf ein im Buch erwähntes Kinderspiel, bei dem es um angefangene Geschichten geht: „Kannst du weitererzählen?“
Um diese Frage für Benjamin Lebert zu beantworten: Ja, er kann. Sein Neuer ist der leicht lesbare Roman eines (immer noch) jugendlichen Autors für jugendliche Leser. Eine nicht zu anspruchsvolle Lektüre für den Strandurlaub mit leichten Abstrichen am Ende.Es geht um Tim und Tanja, die eine gemeinsame Interrail-Reise durch Skandinavien unternehmen, obwohl sie sich kaum kennen. Schon bald wird klar, dass Tanja mit schwerwiegenden psychischen Problemen zu kämpfen hat. Sie hat den Drang, sich selbst zu verletzen und braucht Hilfe.„Kannst du“ hat seine stärksten Passagen im ersten Teil – zum Beispiel als Tim einen befreundeten Schriftstellerkollegen in Schweden besucht, dessen erfolgreiche Fassade immer mehr zerbröckelt.Ein Stück Kritik am Kulturbetrieb, bei dem der Schein das Sein übertönt.Im zweiten Teil wird das Buch schwächer. Zu viele unausgegorene und zum Teil schlecht nachvollziehbare Handlungsfäden verwischen den anfänglich positiven Eindruck etwas.
Benjamin Lebert: Kannst du.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, Juni 2006.
272 Seiten, Taschenbuch.