Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Nur wenige Bücher verströmen einen solchen Duft holen die Vergangenheit und Erinnerung so nah an die Leser heran wie Katharina Hagenas Roman „Der Geschmack von Apfelkernen“.
Viele Spielarten des Vergessens – das Erinnern ist eine davon – durchlebt die junge Frau Iris, als sie von ihrer Großmutter Bertha das alte Haus in einem verwilderten Garten erbt. Schicksale der Frauen aus drei Generationen der Familie erzählt die 41-jährige Hamburgerin mit so viel Atmosphäre und in einer so wunderschönen, poetischen und bilderreichen Sprache, das man dieses Buch gar nicht wieder aus der Hand legen möchte. Der Geschmack von Apfelkernen ist süß und bitter, und er steckt voller Erinnerungen an Schmerz, Trauer und Leid. Katharina Hagena findet dafür bildmächtige literarische Pendants: Als Bertha Schwester Anna mit 16 Jahren an einer Lungenentzündung und an einem gebrochenen Herzen stirbt, wachsen am roten Johannisbeerbusch nur noch weiße Beeren, die die Familie als „konservierte Tränen“ einkocht und die die Generationen begleiten wie der Geschmack von Apfelkernen.
Man meint die Atmosphäre in dem geheimnisvollen Haus, das Iris Zimmer für Zimmer erkundet, zu riechen – wie den Duft der Natur und die moderigen Schatten der Vergangenheit. – Ein Buch, das nach Kindheit und Nostalgie duftet, dessen Traurigkeit besonders tief berührt. Ein Sommerbuch, das leicht geschrieben ist, aber mit einer ungeheuren Tiefe und in einem großen Sprachsog die Leser mitzieht.
Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen.
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2008.
256 Seiten, Hardcover, 16,95 Euro.