Der himmelblaue Schmengeling
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Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
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Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise (1779)
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Ernährt man sich und lebt man gesund, weil man sich der schädlichen Effekte seiner Lebensweise mit Fast Food, Genussgiften & Co bewusst ist?
Ist man nachsichtig mit seinen pubertierenden Kindern, weil man weiß, da, wo man sich früher die Haare lang wachsen ließ, sticht man sich heute vielleicht ein Tattoo?
Hand auf’s Herz – wohl eher nicht, oder? Egal wie man redet und egal wie sicher man bestimmte Dinge weiß- sie gehören ja zum Allgemeingut, man weiß es ja, man rollt mit den Augen, man kennt es doch.

Einer dieser Dinge, die man kennt, ist dieser Text Lessings, sein letztes Werk, der die Ringparabel umschließende, klassische Fünfakter um den weisen Juden Nathan, einer der wichtigsten Texte der Aufklärung.
Man kennt ihn ganz sicherlich, denn er gehört - entweder zur Gänze oder auch nur in Bezug auf den parabolischen Textpart - seit langem (wieder) zum Schultextkanon.

Der eigentliche Handlungsplot scheint fast nebensächlich und ist in wenigen Worten zusammengetragen.
Der reiche und weise Jude Nathan erfährt, dass seine Tochter Recha in seiner Abwesenheit von einem christlichen Tempelritter vor dem sicheren Tod in den Flammen gerettet worden ist. Obwohl es im Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge nicht arg so einfach ist, dass Juden und Christen sich freundlich und unvoreingenommen miteinander austauschen, veranlasst er ein Treffen der beiden, sodass Recha sich bei dem guten Christenmenschen, der nur deswegen noch lebt, da er Assad, dem Bruder des muslimischen Herrschers Saladin, ähnlich sieht, bedanken kann. Der Tempelherr verliebt sich in Recha und möchte sie heiraten, was jedoch zwischen Christen und Juden wiederum nur äußerst bedingt möglich ist. Auf Nachforschung des Tempelherrn erfährt er jedoch, dass Nathan, der Jude, Recha nur angenommen hat, dass Rechas Eltern Christen waren, eine Freveltat, die den christlichen Patriarchen von Jerusalem derart wütend macht, dass er Nathan hinrichten lassen möchte. Es kommt jedoch ganz anders, denn schließlich findet man heraus, dass Recha und besagter Tempelritter blutsverwandt, Geschwister sind, Kinder des christlichen Herrscherbruders Assad, Nichte und Neffe des muslimischen Herrschers Saladin, Recha zu einem guten Menschen erzogen vom jüdischen Nathan- und dass alle Beteiligten somit, trotz unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, tief miteinander verbunden sind.
Nun könnte man sagen: Das ist der Text.
Aussage: Alle drei großen Weltreligionen bringen äußerst wertvolle Menschen hervor, sind miteinander verbunden, existieren miteinander, sind gleichzeitig irgendwie eins.
Doch Lessing macht es noch deutlicher, indem er Nathan die Ringparabel in den Mund legt, die, Dreh- und Angelpunkt des Textes, im Kleinen und Komprimierten die Handlung spiegelt und der Frage nach der „richtigen Religion“ so noch mehr Nachdruck verleiht.
Von Sultan Saladin nach der wahren Religion gefragt, der, die Gott am meisten liebe, antwortet Nathan mit einem Gleichnis. Er erzählt dem Sultan von einem Vater, der, um niemanden zu übervorteilen, jedem seiner drei geliebten Söhnen jeweils das Duplikat seines Erbringes mit dem Hinweis zukommen lässt, der Ring sei in der Lage, den Träger vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, wenn man ihn mit dieser Absicht und Zuversicht trage. Als der Vater stirbt, ziehen die Söhne vor Gericht, denn jeder meint, den wahren Ring zu besitzen. Der Richter weist die Drei jedoch darauf hin, dass keiner von ihnen den wahren Ring zu haben scheine, da besagte Fähigkeit, bei Gott und Mensch beliebt zu sein, auf keinen von ihnen zutreffe. Er gibt ihnen den Auftrag, ihr eigenes Verhalten zu beobachten, mit Gott und den Menschen in Liebe zu leben und dann zu urteilen, welcher am erfolgreichsten und welcher der drei Ringe somit der echte ist.

Lessings Text hat eine Botschaft, er propagiert Religionstoleranz, Toleranz im Allgemeinen.

Ja, man weiß, dass man seinem Gegenüber mit Toleranz und Respekt begegnen soll und unabhängig von sich eventuell unterscheidenden Lebenseinstellungen. Man rollt die Augen, ist doch klar, das ist doch Allgemeingut... so wie der globale Klimawandel, der individuelle Lebenswandel und der Generationswandel, der tief im Bewusstsein verankert ist, bei deren Beherzigung man sich dann aber doch hin und wieder schwer tut.

Deswegen ist es wichtig und richtig, sich bestimmte Dinge noch einmal zu Gemüte zu führen, bestimmte Dinge einfach immer wieder zu lesen, sich zu erinnern, wie es eigentlich sein sollte – und das auch über die Schulzeit und seinen Kanon hinaus.

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise (1779).
Fischer Tb, 2008.
174 Seiten, Taschenbuch, 5,50 Euro.

Tanja Muhs

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