Mindestens so anrĂŒhrend wie Knut ist das Schicksal des jungen EisbĂ€ren, das Umweltjournalist Claus-Peter Lieckfeld in der ersten von 22 Geschichten seines ErzĂ€hlbandes âDer frierende EisbĂ€râ beschreibt. Dem halbstarken WeiĂpelz fehlt die EisbĂ€ren-Chuzpe, um den ersten Hungerwinter zu ĂŒberstehen.
Es menschelt zuweilen auch bei den Wespen, Eseln, Dachsen und Haien, von dessen zum Teil recht ungewöhnlichen Alltag der 60-JÀhrige erzÀhlt. Die Tiere werden zu Helden, dabei gibt Lieckfeld aber biologisch sehr genaue und gut recherchierte Einblicke in Wespenstöcke, Fuchsbauten, und das MÀuse-Leben in der U-Bahn.
Brutal, wie die Natur sein kann, erzĂ€hlt er die tierischen Ăberlebensgeschichten â manchmal zum Schmunzeln wie in der Geschichte vom alten Dachs Earl Gray, der im Englischen Garten zu Hause ist, vom streunenden Hund eines Streuners oder von der Gans, die Weihnachten ĂŒberlebt hat. Manchmal erschĂŒtternd wie in der ErzĂ€hlung vom Zitronenhai, dem Fischer die Flossen abschneiden und ihn zum Sterben wieder ins Meer werfen.
Viel ĂŒber die Tiere und ihre Lebens- und Ăberlebensgewohnheiten erfĂ€hrt man in den faszinierenden Geschichten. Zum Beispiel, wie Albatrosse eine treue Ehe auf Distanz fĂŒhrend, wie Pferd Picasso um seine Boxennachbarin trauert oder wie ein Tiger um eine Tigerkatze kĂ€mpft. Wunderschöne, spannende TierportrĂ€ts sind Lieckfeld mit den 22 Geschichten gelungen. Und er zeigt damit ein StĂŒck Abenteuer Erde.