Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Mindestens so anrührend wie Knut ist das Schicksal des jungen Eisbären, das Umweltjournalist Claus-Peter Lieckfeld in der ersten von 22 Geschichten seines Erzählbandes „Der frierende Eisbär“ beschreibt. Dem halbstarken Weißpelz fehlt die Eisbären-Chuzpe, um den ersten Hungerwinter zu überstehen.
Es menschelt zuweilen auch bei den Wespen, Eseln, Dachsen und Haien, von dessen zum Teil recht ungewöhnlichen Alltag der 60-Jährige erzählt. Die Tiere werden zu Helden, dabei gibt Lieckfeld aber biologisch sehr genaue und gut recherchierte Einblicke in Wespenstöcke, Fuchsbauten, und das Mäuse-Leben in der U-Bahn.
Brutal, wie die Natur sein kann, erzählt er die tierischen Überlebensgeschichten – manchmal zum Schmunzeln wie in der Geschichte vom alten Dachs Earl Gray, der im Englischen Garten zu Hause ist, vom streunenden Hund eines Streuners oder von der Gans, die Weihnachten überlebt hat. Manchmal erschütternd wie in der Erzählung vom Zitronenhai, dem Fischer die Flossen abschneiden und ihn zum Sterben wieder ins Meer werfen.
Viel über die Tiere und ihre Lebens- und Überlebensgewohnheiten erfährt man in den faszinierenden Geschichten. Zum Beispiel, wie Albatrosse eine treue Ehe auf Distanz führend, wie Pferd Picasso um seine Boxennachbarin trauert oder wie ein Tiger um eine Tigerkatze kämpft. Wunderschöne, spannende Tierporträts sind Lieckfeld mit den 22 Geschichten gelungen. Und er zeigt damit ein Stück Abenteuer Erde.