Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Der psychotische Wayne Lock beobachtet den Mord an Howard Gardner, ausgeführt durch dessen Frau und deren Liebhaber. Er weiß nicht, dass Howard den Tod verdient hat, weil er jahrelang seine Frau gequält und missbraucht hat. Die beiden Mörder werden zu Helden in Waynes Fantasie, weil sie sich trauten, das erfolgreich auszuführen, was Wayne sich schon immer wünschte. Im Glauben, in den beiden Gleichgesinnte für seine Perversionen gefunden zu haben, nimmt er mit ihnen Kontakt auf und beginnt eine gnadenlose Amokjagd nach allen Personen, die er über die Jahre in sein kleines Notizbüchlein geschrieben hat.
Jack Ketchum ist kein Autor, der sich in langweiligen Ermittlungen verstrickt und seitenweise falschen Hinweisen oder Kombinationen nachhängt. Seine brutalen Morde und Vergewaltigungen werden nicht ausgeblendet, sondern schonungslos bis ins kleinste Detail geschildert. Dabei schreibt der Autor nicht für schwache Nerven und seine Geschichten lesen sich durch den fast schon minimalistischen Schreibstil flüssig und schnell. Leser und Story rasen in unglaublichem Tempo dem Schluss entgegen. Schade, dass Ketchum dabei schlichtweg vergessen hat, seinen Charakteren Tiefe zu geben. Diese bleiben, mit Ausnahme von Wayne, ziemlich blass.
Auch das Thema des Amok laufenden Serienkillers ist zwischenzeitlich etwas ausgelutscht und bietet daher nicht viel Neues. Trotzdem ist dieser im Heyne Hardcore-Label erschienene Thriller lesenswert, wenn auch nicht mit so genial wie die beiden Vorgänger „Evil“ und „Beutezeit“.
Fazit: Wer sich von Brutalität nicht abschrecken lässt, erhält einen soliden Thriller.
Jack Ketchum: Amokjagd.
Heyne, Juli 2008.
300 Seiten, Broschiert, EURO 8,95.