Tapfere Ritter, edle Könige, Verräter, schöne Damen und treue Freunde - Walter Scott verreinigt sie alle in einem Roman und hat damit die Sicht auf die englische Geschichte für immer geprägt. Es ist ein zerrissenes England, das er hier vorstellt, noch tobt der unterschwellige Konflikt zwischen Angelsachsen und Normannen, obwohl sie alle Richard Löwenherz als König anerkennen. Der angelsächsische Ritter Wilfred of Ivanhoe wurde wegen seiner unmöglichen Liebe zu Lady Rowena vom väterlichen Hof verbannt, erwarb sich im Heiligen Land die Freundschaft des Königs und kehrt jetzt zurück. Von zwei Frauen geliebt muss er sich im Kampf beweisen, ehe er seine Lady heiraten kann und eine andere mit gebrochenem Herzen zurückbleibt.
Ivanhoe ist einer der Romane, die man immer mal wieder lesen kann. Einer der Romane, die sich in dem Maße verändern, wie man sich selbst verändert. Als ich ihn als Teenager zum ersten Mal las, fand ich die Turniere und den Narren am Besten, zehn Jahre später gefiel mir die komplizierte Liebesgeschichte und Ivanhoes Verbannung, weitere zehn Jahre später war es die Darstellung des jüdischen Geldverleihers und seiner Tochter, die mich interessierte und heute ist es das Verhältnis von Angelsachsen und Normannen, das mich wieder zu diesem Buch greifen lies.
Es ist ein komplizierter Roman, mit einer riesigen Zahl von Nebenfiguren, das alles auf nicht einmal dreihundert Seiten. Trotzdem schafft Scott es, allen Nebenfiguren Profil zu geben und am Ende alle Stränge aufzulösen. Und er schafft es, uns das Mittelalter nahe zu bringen, wie kaum ein anderer.