Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Andrea Schacht: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten
Schottland, 1744. Bei einer Clanfehde werden alle Bewohner von Drumnadruid Castle ermordet. Auch Schlosskater MacTiger. Er verpeilt den Zeitpunkt, gen Himmel zu entschweben, und spukt seitdem in der Ruine.
Maggi und ihre Tante Henrietta kommen über zweihundertfünfzig Jahre später mit einer Bildungsreise per Bus nach Drumnadruit Castle, das inzwischen ein Hotel ist. Henrietta wird krank, sie können nicht weiterreisen. Die zwei Wochen im Hotel könnten schön sein, denkt Maggi – wäre da nicht diese Gruppe arroganter Jungmanager, allen voran Ken. Während sie die Zeit nutzt, um die Gegend zu erkunden und sich mit dem alten Schlossgärtner anfreundet, geistert MacTiger durch die Gemäuer und vertreibt seine Langeweile durch Herumspuken. Doch Maggi hat eine besondere Gabe, sie sieht Dinge, die andere nicht sehen. Zum Beispiel ein Liebespaar, das sich heimlich trifft (und einen schwebenden Kater). Immer stärker spürt sie, dass es Verbindungen zwischen ihr und dem Schloss geben muss. Zum Schluss fügen sich die Puzzleteile, die sie nach und nach entdeckt, zu einem überraschenden Bild.
Dass Andrea Schacht sich sehr gut in Katzen hineinversetzen kann, hat sie in ihren anderen Katzenbüchern bewiesen. So ist ihr spukender MacTiger, der über den Wandel der Zeiten sinniert, eine gelungene und sehr sympathische Figur – auch, wenn man ihn nicht immer sieht. Die Fehde, die Geheimnisse der Figuren, der geschichtliche Hintergrund und eine nette Liebesgeschichte verwebt die Autorin zu einem bunten, gut durchstrukturierten Plot. Vor allem gelingt ihr das mit zwei Ich-Erzählern: MacTiger und Maggi; und zwei Zeitebenen: heute, und vor zwei Jahren. Und obwohl man durch die heute spielenden Einschübe das Ergebnis vor Augen hat, ist der Weg dorthin spannend, und es ist ab der zweiten Buchhälfte nicht nur schwierig, sondern unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen für so lästige Beschäftigungen wie Essen, Schlafen und Arbeiten …
Als roter Faden zieht sich Edgar Allen Poe’s Gedicht „The Raven“ durch das Buch, es passt, als wäre es dafür geschrieben. Andrea Schachts Dialoge sind lebendig mit einer guten Portion Humor und Ironie, die Sprache kommt ohne überflüssige Schnörkel daher, fängt aber die besonderen Stimmungen der Highlands ein wie gemalt.
Kurzum: ein sehr unterhaltsamer Roman, genau richtig für ein entspanntes Wochenende, einen Regennachmittag, oder vielleicht für eine lange Busreise nach Schottland, um in einem Schlosshotel zu übernachten ...
Andrea Schacht: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten.
Blanvalet, April 2008.
350 Seiten, Taschenbuch, 7,95 EURO.