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Ganz ohne Leiche kommt Donna Leon in ihrem neuen Krimi aus. In „Lasset die Kinder zu mir kommen“ löst ihr venezianischer Kommissar Brunetti seinen 16. Fall. Und diese Ermittlungen im Ärzte- und Apotheker-Kreisen, im osteuropäischen Kinderhändler- und Leihmütter–Milieu sind spannender als die die zuletzt erschienenen Bücher der 66-jährigen Autorin.
Ein Baby wird entführt, bei dem warmherzigen Familienmenschen Brunetti weckt dieser Fall, in den der Kommissar eigentlich zufällig hineinschlittert, großes Mitgefühl. Ausgerechnet an dem Abend, als der kleine Alfredo, der Adoptivsohn von Kinderarzt Gustavo Pedrolli zum ersten Mal Papa gesagt hat, stürmen bewaffnete Männer die Wohnung des Arztes, entführen das 18 Monate junge Baby und schlagen den Vater zusammen.
Etwas verstrickt, aber sprachvirtuos und raffiniert setzt Donna Leon in dem Bestseller ein Mosaik aus Motiven zusammen, zieht die Leser und ihren Commissario in Kreise illegaler Adoption. Der Titel „Lasset die Kinder zu mir kommen“ verweist auf ein Bibel-Zitat. Die Venedig-Szenerie tritt in diesem Krimi etwas zurück – Brunetti ist hier mehr in der Familie zu Hause.
Trotzdem hat die psychologisch diesmal besonders fein gesponnene Geschichte ohne Happy End Längen, ist im letzten Drittel zunächst überraschend, dann aber sehr durchsichtig. Dennoch einer der besten Leons seit vielen Jahren.
Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen.
Diogenes, Juni 2008.
355 Seiten, Hardcover, 21,90 Euro.