Von einem heiter-sympathischen Grundton durchzogen ist Joochen Laabsâ 600-Seiten WĂ€lzer âSpĂ€te Reiseâ, fĂŒr den der Autor jetzt den Uwe-Johnson-Preis der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft erhalten hat. Obwohl der Name des 69-JĂ€hrigen hierzulande nicht jedem Literatur-Liebhaber gelĂ€ufig sein dĂŒrfte, ist der gebĂŒrtige Dresdner kein unbeschriebenes Blatt. Er war von 93 bis 98 GeneralsekretĂ€r des Ost-PEN und bis 2001 VizeprĂ€sident des gesamtdeutschen PEN, also der wichtigsten deutschen Schriftsteller-Vereinigung.
In âSpĂ€te Reiseâ weist das Leben des namenlosen Ich-ErzĂ€hlers deutliche Parallelen zu dem des Autors auf: Beide wachsen in der Niederlausitz auf, beide arbeiten zunĂ€chst als Ingenieur, beide bereisen spĂ€ter die USA. Und genau diese USA-Erlebnisse seiner Hauptfigur als Experte fĂŒr alles Ostdeutsche (die âspĂ€te Reiseâ) sind es, die Laabs immer wieder als gut funktionierenden Kontrast zu den Erlebnissen des Protagonisten in der beengten DDR verwendet. Dort hatte er sich zum Fachmann fĂŒr StraĂenbahnen hochgearbeitet. Viele amĂŒsante Episoden im Buch ranken sich um dieses StraĂenbahn-Thema.
âSpĂ€te Reise kommt bei ruhigem ErzĂ€hlfluss auch ohne die groĂen Knalleffekte aus. Die Figuren â vor allem natĂŒrlich der Ich-ErzĂ€hler â wachsen dem Leser dennoch (oder gerade deswegen) ans Herz.
Ein schöner Roman fĂŒr alle, die sich fĂŒr das Leben in der DDR, aber auch fĂŒr das Leben an sich interessieren.
Joochen Laabs: SpÀte Reise.
Gerhard Steidl Verlag, Göttingen, April 2006.
608 Seiten, gebundenes Buch.