Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Was kann man in heruntergewirtschafteten Kneipen nicht alles für Bekanntschaften machen. Die unscheinbarsten Typen wissen oft die faszinierendsten Geschichten zu erzählen – natürlich alles erstunken und erlogen, aber immerhin unterhaltsam, und mit jedem Glas Hochprozentigem wird die Story dann glaubwürdiger.
Da erzählt ein Indianer einem alternden Glücksjäger, der sein Geld mit dem Auffinden von Mineralienvorkommen verdient, von einer Quelle tief im Indianerreservat von Utah. Hier, in der Nähe eines Gebirges aus Kalk soll das Wasser aus dem Inneren des Berges ein silbriges Granulat ausspülen. Bereits einmal, vor Jahrzehnten sollte hier ein Bergwerksstollen vorangetrieben werden, doch grausame Morde hätten das Unternehmen dann letztlich verhindert.
Und wirklich, die Untersuchung des Metallstaubes bring Erstaunliches ans Tageslicht – ein riesiges Vorkommen an Platin und Iridium muss unter dem Berg verborgen liegen, ein Schatz jenseits aller Vorstellung.
Kein Wunder, dass sich Earthcore, ein mittleres, aufstrebendes Unternehmen aufmacht,sich den Claim zu sichern, und das Flöz in 5000 Metern Tiefe anzubohren. Man verpflichtet nur die Besten der Besten – und wirklich, das technisch gewagte Unternehmen gelingt, die Bohrung stösst in Regionen vor, die nie zuvor ein Mensch erblickt hat. Hier, tief im Inneren der Erde, findet die Expedition das ausgedehnteste Tunnelnetzwerk, das je entdeckt wurde – und Höhlenmalereien. Wie kann das sein, dass in einer Tiefe, in der die Temperaturen bei rund 80 Grad liegen, die nie ein Lichtstrahl erreicht, uralte, bestens erhaltene Reliefs und Malereien einer untergegangenen Kultur entdeckt werden?
In der Folgezeit kommt es zu Unglücken und Sabotageakten – und die Angreifer sind nicht immer menschlich ....
Matt Reilly, James Rollins und Lincoln Child müssen sich warm anziehen, hier erhebt ein neuer Autor seine Stimme, und er legt einen Action-Thriller vor, der es in sich hat.
Mysteriöse Geheimnisse, Gier, Geheimdienste, Helden und Schätze, was braucht es noch um einen Bestseller zu fabrizieren?
Vielleicht eine psychopathische Ex-Agentin, einen ehemaligen Auftragskiller in Diensten einer Supermacht, geniale Forscher, die Daniel Düsentrieb alt aussehen lassen oder skrupellose Geschäftsleute mit einem Herz am rechten Fleck – all dies und noch viel mehr erwartet den Leser.
Die Mischung, so explosiv und unwahrscheinlich sich der Plot auch anbietet, sie stimmt. Natürlich muss man die Logik ausschalten, ist die Beschreibung des Handlungsortes eher nebensächlich ja dürftig, geht es doch in allererster Linie um die Auflösung des Mysteriums und den Kampf ums Überleben. Ganz auf den Punkt geschrieben, mit Übersteigerungen regelrecht übersät erwartet den Leser Action pur. Keine grosse, gar noch nachvollziehbare Charakterisierung statt dessen Kugelhagel, Platinmesser und ein aberwitziger Show-Down, den man so sicherlich zu Beginn des Romans nicht erwartet hätte.
Dass der Autor seinen Roman als Erstveröffentlichung per wöchentlichem Podcast angeboten hat, und die Printausgabe erst Jahre später erschien, sei hier nur am Rande erwähnt. Allerdings musste Sigler, um seine Abonnenten bei der Stange zu halten in regelmässigen Abständen gar nägelkauende Cliffhanger einbauen. Jedes Kapitel birgt daher eine Steigerung nicht nur des Tempos, sondern auch der Gefahren die sich unsere Helden ausgesetzt sehen. Schlag auf Schlag geht es, bis sich im fulminanten Finale die letzten Rätsel lösen.
Bestsellermaterial, wenn auch stilistisch nicht eben sonderlich versiert, aber das trifft auf viele der Bestseller zu, ein Buch, das seine Leser den Alltag vergessen lässt und auf eine wahre Achterbahnfahrt aus Thriller, SF und Actionelementen mitnimmt.
Scott Sigler: EarthCore.
Otherworld-Verlag, Juni 2008.
482 Seiten, Hardcover, 21,95 Euro.