"Gestern Nacht trÀumte ich, ich sei wieder in Manderley."
Mit diesen Worten beginnt Daphne du Mauriers groĂartiger Roman âRebeccaâ.
Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren. Ihre Mutter war Schauspielerin, ihr Vater der Schauspieler und Theatermanager Sir Gerald du Maurier, ihr GroĂvater der Autor George du Maurier. Sie wuchs in Paris und London auf und genoss Privatunterricht. Nach einem Urlaub in Cornwall lieĂ sie sich dort nieder, fortan spielten viele ihrer Romane und Kurzgeschichten an dieser KĂŒste.
Mit Rebecca gelang ihr 1938 der groĂe Durchbruch, nicht zuletzt durch die gelungene Verfilmung Alfred Hitchcocks, mit Sir Lawrence Olivier und Joan Fontaine in den Hauptrollen. Ironischerweise hat Du Maurier diesen Roman in Ăgypten geschrieben, als sie ihren dorthin abkommandierten Mann begleitete.
Das Buch ist aus der Sicht der zweiten Mrs de Winter erzĂ€hlt, den Vornamen erfĂ€hrt man nie. Ein linkisches, unerfahrenes junges MĂ€dchen, ist sie als Gesellschafterin der reichen Mrs Van Hopper in Monte Carlo unterwegs. Mrs Van Hopper kommandiert sie herum und behandelt sie mit einer fast schon ironisch ĂŒberspitzt dargestellten Arroganz. Als Maxim de Winter im gleichen Hotel absteigt, legt Mrs Van Hopper es darauf an, ihn kennen zu lernen, denn der reiche Witwer hat vor Kurzem durch einen tragischen Unfall seine Frau Rebecca verloren. Als Mrs Van Hopper krank wird, verbringen die ErzĂ€hlerin und Maxim viel Zeit miteinander. Sie bewundert seine Welterfahrenheit, er scheint Gefallen an ihrer schĂŒchternen Art zu finden. Als er nach Hause zurĂŒck muss, hĂ€lt er um ihre Hand an. Alle Warnungen Mrs Van Hoppers in den Wind schlagend, heiratet die junge Frau den Witwer und folgt ihm auf seinen Landsitz Manderley in Cornwall.
Dort angekommen, merkt sie schnell, dass sie eine ihr unbekannte Welt betritt. Und vor allem, dass sie im Schatten von Rebecca steht, der ersten Mrs de Winter, eine wunderschöne, unterhaltsame, weltgewandte Frau, die von allen geschĂ€tzt wurde. Vor allem die dĂŒstere HaushĂ€lterin, Mrs Danvers, eine unheimliche Person, hat Rebecca angebetet und kann sich mit der jungen Mrs de Winter gar nicht abfinden. Sie lĂ€sst keine Gelegenheit aus, ihre neue Herrin zu schikanieren und in peinliche Situationen zu bringen. Die Angst und die Beklemmung der ErzĂ€hlerin spĂŒrt der Leser hautnah.
Dann taucht das Boot auf, in dem Rebecca ertrunken sein soll und es stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde. Maxim wird verdĂ€chtigt. Mrs de Winter hĂ€lt zu ihm, wird in einem schmerzhaften Prozess erwachsen und ĂŒberwindet mehr und mehr ihre Ăngste. Das letzte Drittel des Romans bewegt sich deutlich Richtung Krimi und ich verrate jetzt keine Handlungsdetails, es wĂ€re schade um die Spannung.
Rebecca wird oft âJane Eyre mit Gothic Elementenâ genannt. In Jane Eyre, dem Roman von Charlotte BrontĂ«, geht es um eine junge Frau, die Gouvernante eines reichen MĂ€dchens ist. Beide, Jane und die junge Mrs de Winter sind linkische, unscheinbare MĂ€dchen, die aus ihrer Welt in die Welt der Reichen geworfen werden. Beide geraten an Ă€ltere MĂ€nner mit einem dĂŒsteren Geheimnis und verlieben sich in sie. Es gibt weitere Parallelen, doch die wĂŒrden wiederum zu viel verraten.
Zur Sprache muss ich zugeben, dass ich Rebecca immer im Original gelesen habe. Obwohl er schon 80 Jahre zĂ€hlt, wirkt der Roman nicht veraltet. Er ist sehr spannend, besonders im letzten Drittel steigt die Spannung an. Die Protagonistin entwickelt sich und ihre Sicht auf Rebecca verĂ€ndert sich im Lauf des Buches. Am Anfang bewundert sie ihre VorgĂ€ngerin und möchte so sein wie sie. Doch dann erfĂ€hrt sie, wie Rebecca wirklich war und ... doch das wĂŒrde zu viel verraten.
Rebecca ist nicht das einzige Werkt von Daphne du Maurier, das verfilmt wurde. Unvergessen ist Hitchcocks Film âDie Vögelâ nach einer Kurzgeschichte (die ganz anders ist als der Film und absolut lesenswert), und âWenn die Gondeln Trauer tragenâ, der in Venedig spielt, und auch auf einer ErzĂ€hlung du Mauriers basiert.