Hamburg in den achtziger Jahren: Alexandra Herwig, genannt Alex, schmeiĂt ihre langweilige Lehre bei einer Versicherung, verlĂ€sst ihr liebloses Elternhaus und arbeitet fortan als Taxifahrerin. Nur mit viel GlĂŒck besteht sie die PrĂŒfung, denn sie kann sich keine StraĂennamen merken. Sie landet in einer Fahrerclique von ewigen Studenten, Möchtegern-KĂŒnstlern und Suhrkamp lesenden Besserwissern. GenieĂt sie am Anfang noch die scheinbare UnabhĂ€ngigkeit ihres Jobs, so merkt sie nach und nach, dass sich in ihrem Leben nichts mehr bewegt. âUnd dann waren fĂŒnf Jahre um und ich fuhr immer noch Taxi.â Ihren FahrgĂ€sten gegenĂŒber empfindet sie meistens Abscheu, ihre Kollegen gehen ihr mit frauenverachtenden SprĂŒchen auf die Nerven, und ihre MĂ€nner sind Machos und Egomanen. So geht das jahrelang weiter, bis eine Irrfahrt mit einem Zirkusaffen sie um ihren Taxischein bringt ...
Karen Duve erzĂ€hlt aus eigener Erfahrung, sie fuhr selbst jahrelang Taxi, und die Perspektive der Taxifahrerin ermöglicht ein facettenreiches Spektrum quer durch alle Gesellschaftsschichten. So sind es denn auch die vielen Episoden mit den Leuten, die ihr im Taxi begegnen, die das Buch lesenswert machen. Ein misanthropischer Zug stellt sich ein, ânette FahrgĂ€ste gibt es nichtâ. Sie sind meistens besoffen, unleidlich oder zahlen nicht. Wie schon in ihren frĂŒheren Romanen âRegenromanâ und âDas ist kein Liebesliedâ geht sie oft gnaden- und illusionslos mit ihren Helden um, erspart ihnen nichts. Das bewirkt eine Distanz des Lesers zu den Figuren, von denen keine so recht sympathisch ist und zur Identifikation einlĂ€dt. Diese stĂ€ndige ironische Distanzierung kann zum Nachteil werden, weil ich einfach keine NĂ€he zu der Ich-ErzĂ€hlerin und ihrer persönlichen Geschichte entwickeln kann, sie bleibt mir fremd und selbstbezogen. Auch der Schluss ist mir zu dramatisch und ĂŒbertrieben, die Heldin wird quasi mit Gewalt von der Autorin aus ihrem tristen Taxidasein geworfen. Fazit: FlĂŒssig und locker zu lesen, aber ohne wirkliche Tiefe.