Paris, ein Doppelmord an der Porte de la Chapelle. Kommissar Adamsberg auf einsamer Suche nach einem Mörder, der sich nur als Schatten zeigt und ihn mit Dämonen einer weit zurückliegenden Vergangenheit konfrontiert. Der melancholische Chef der Pariser Mordkommission findet zwei Leichen an einer Straßenecke, chirurgisch präzise ermordet und mit Friedhofserde unter den Sohlen. Er findet heraus, dass die toten Kriminellen ein Grab geöffnet, aber die halb verweste Leiche scheinbar unangetastet haben. Fall geschlossen? Keineswegs. Der Kommissar reist in die Normandie, kümmert sich um einen toten Hirsch, dessen Herz ausgeweidet wurde, und trägt fortan dessen Geweih mit sich herum und lässt weitere Gräber öffnen. Adamsberg erfährt vom teuflischen Elixier aus einem Reliquienbuch des 17. Jahrhunderts, für das die verschiedensten Reliquien benötigt werden, um ewige Jugend zu erlangen. Als eine Mitarbeiterin des schrägen Ermittlers entführt wird, scheut er sich selbst nicht davor, einer Revierkatze per Helikopter zu folgen, um den Fall aufzulösen. Und der Geist auf seinem Dachboden hängt mitten drin in dieser vielschichtigen Geschichte.
Mysteriöses und Unvorhergesehenes lösen sich ab, wie immer bei Vargas (man spricht das „s“ im Namen nicht), der französischen Kriminalschriftstellerin, deren Romane in über 30 Sprachen übersetzt werden. Sie steht für literarische Fantasie, poetische Intelligenz, Humor und sprühende Dialoge.
Vargas überrascht mit einem ruhigen, aber spannenden Kriminalstück, gemischt mit den merkwürdigsten Ermittlungsmethoden bis zu einem fulminanten Schluss und bestätigt erneut, dass Inspektor Maigret endgültig ausgedient hat. Die Zukunft des französischen Krimis gehört Fred Vargas.
Fazit: ein vielschichtiger Krimi mit vielen Wendungen in Fred Vargas‘ unnachahmlichem Stil.
Fred Vargas: Die dritte Jungfrau.
Aufbau, August 2008.
474 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.