Man schläft anders ein im Hotelbett, nachdem man Markus Orths neuen Roman „Das Zimmermädchen“ gelesen hat. Der 39-jährige Autor, der vor vier Jahren mit dem Roman „Das Lehrerzimmer“ schon einen genauen Blick in für die meisten verschlossenen Räume geworfen hat, legt mit diesem schmalen Buch, das mehr eine Novelle als ein Roman ist, erneut ein faszinierendes Porträt einer Personengruppe vor. Für diese, die Zimmermädchen, steht Lynn, eine eigenwillige, obzessive junge Frau, deren Leben aus Ritualen besteht und jeder Wochentag genau verplant ist.
Lynn putzt im Hotel Eden – gründlicher als viele andere. Nachts beobachtet das Zimmermädchen dann die Kehrseite der Welt, schlüpft unter die Betten der Hotelgäste und horcht am Leben der anderen. Jeden Dienstag, in der Nacht vor ihrem freien Tag, macht es sich Lynn in ihrem unbequemen Versteck behaglich und lernt dort, im Bett über ihr, auch eine Prostituierte kennen. Die Hure, die ein Gast ins Hotel bestellt, wird zur Vertrauten des Zimmermädchens und ihre einzigen Mitwisserin.
Markus Orths lässt das Zimmermädchen auch vom Leben der Leser erzählen. Man erkennt sich wieder in Lynns Beobachtungen – und hofft, dass man nicht selbst belauscht worden ist. Ein vergnügliches Buch, weil es aus ungewöhnlicher Sicht geschrieben ist. Leider ein zu kurzer Roman.
Markus Orths: Das Zimmermädchen.
Schöffling, Juli 2008.
137 Seiten, Hardcover, 16,90 Euro.