Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Frank Elder kommt im Cornwall nicht zur Ruhe. Seine Ex-Frau ruft ihn an und bittet ihn, sich dem Fall einer vermissten Person anzunehmen. Kaum beginnt Elder mit den Nachforschungen, taucht die vermisste Person auf: tot. Claire Meecham liegt mit offenen Augen im Bett. Sie ist vollstĂ€ndig angezogen, ihre Haare sind sorgfĂ€ltig gebĂŒrstet. Um den Hals trĂ€gt sie eine Silberkette mit einem rubinroten AnhĂ€nger, unter dem eine schwache Prellung zu sehen ist. Das friedliche Bild wird komplettiert von einem verschlissenen alten TeddybĂ€r, der in der Armbeuge der Toten liegt. Frank Elder kommt dieses Bild seltsam vertraut vor, denn es erinnert ihn an seinen allerersten Mordfall, den er nie aufklĂ€ren konnte.
John Harvey verstrickt seinen Ermittler im dritten Fall wieder in die scheinbar heile Welt der britischen KleinstÀdte. Aber das Maà an potenziellen TÀtern und verdÀchtigen Personen war noch nie so umfangreich wie in diesem Fall. Elder versucht, seiner Tochter wieder nÀher zu kommen und auch einer Aussöhnung mit seiner Frau könnte diesmal nichts im Wege stehen.
Der 1938 in London geborene John Harvey gilt als einer der besten Krimiautoren in GroĂbritannien. Bekannt wurde er durch seine DrehbĂŒcher fĂŒr Krimiserien des britischen Fernsehens. Der Autor wurde vielfach ausgezeichnet; zuletzt mit dem âDiamond Daggerâ, der ihm von der britischen Crime Writersâ Association fĂŒr sein Lebenswerk verliehen wurde.
Harvey gelingt es, seine Leser mit immer neuen Ergebnissen zu konfrontieren. Dabei schafft er es, dass die Geschichte bis zu den letzten Seiten spannend und offen bleibt.
Fazit: Selten schaffen es Krimiautoren den Leser so einzubinden, dass er bis zum Schluss im Dunkeln tappt. Man ertappt sich selbst dabei, aus dem Reigen der VerdÀchtigen, die falsche Person auszuwÀhlen.
John Harvey: Schlaf nicht zu lange.
dtv, Juni 2008.
432 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.