Stephan Knobel ist Rechtsanwalt in einer Dortmunder Kanzlei. Diese ist wirtschaftlich angeschlagen und soll nun mithilfe der Unternehmensberater “Grünthal & Partner“ saniert werden. Der „Spuk“, wie einige Mitarbeiter dieses Vorhaben nennen, sät Misstrauen und Angst. Um profitabler zu werden, müssen sicherlich einige Köpfe, sprich Arbeitsplätze, rollen.
Aber viel mehr Sorgen bereitet Knobel ein anderes Problem. Seine Freundin Marie ist seit einem Besuch bei ihrem Germanistikprofessor spurlos verschwunden. Und der ist jetzt tot, gestorben an einem Herzinfarkt. Seit Maries Verschwinden werden von ihrem Girokonto täglich 1000 Euro abgehoben – immer an Automaten ohne Sicherheitsüberwachung. Die Polizei ist sicher, dass Marie etwas mit dem Tod ihres Professors zu tun hat und mit dem Geld ihre Flucht vorbereitet. Bald wird von ihr nur noch als „Geldmarie“ gesprochen. Knobel aber glaubt an die Unschuld seiner Freundin. Hinter ihrem Verschwinden muss mehr stecken...
Mit „Geldmarie“ ist dem Dortmunder Schriftsteller Dr. Klaus Erfmeyer ein wundervoller „Who done it“ Krimi gelungen. Der 3. Fall seines Rechtsanwaltes Stephan Knobel ist wie ein Puzzle, das sich nur Stück für Stück zusammen setzen lässt. Das beginnt schon beim Cover. Lange fragt man sich, was das kleine Mädchen mit den geflochtenen Zöpfen mit der Geschichte zu tun haben soll. Die Antwort führt einen weit in die Vergangenheit zurück. Und auch Marie, die zentrale Figur der Geschichte, taucht erst zur Mitte des Buches auf. Aber das Buch ist nicht nur ein hervorragender Krimi, sondern auch eine treffende Gesellschaftsstudie. Das Hauen, Stechen und Bespitzeln in der Kanzlei, vorangetrieben von Rechtsanwalt Löffke, spiegelt leider zu sehr die heutige Arbeitsrealität wider. Und der Autor wird wissen, wovon er schreibt, schließlich arbeitet er selbst seit 1993 als Rechtsanwalt.
Das Buch liefert spannenden Erzählstoff und ich bin auf jeden Fall schon auf Knobels vierten Fall gespannt!
Klaus Erfmeyer: Geldmarie.
Gmeiner-Verlag, Juli 2008.
277 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro.