Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Die Präsidentin von Amerika besucht Norwegen und geht dabei ... verloren. Sie verschwindet einfach aus ihrem Hotelzimmer und weder die amerikanischen noch die norwegischen Behörden haben irgendeine Erklärung dafür. Kommissar Stubø („mit ö, wie in bird“) muss mit dem amerikanischen Profiler zusammenarbeiten, der sich als unglückliche Ex-Liebe seiner Frau Inger Johanne erweist. Und auch Hanne Wilhelmsen, obwohl längst aus dem aktiven Dienst ausgeschieden, spielt eine weitere großartige Rolle in diesem Anne-Holt-Thriller.
Anne Holt spielt in diesem Krimi geschickt mit den Vorurteilen der westlichen Welt. Wer käme schon dafür infrage, das Oberhaupt der USA zu entführen. Klar, Al-Quaida. So ist es und so ist es doch nicht. Denn es steckt viel, sehr viel mehr hinter dieser Entführung - ein Angriff diesmal nicht auf die Urängste der Amerikaner, sondern auf ihre Lebensphilosophie. Nicht ihr Leben wird in Wirklichkeit bedroht, sondern ihre Bequemlichkeit und das wirkt sehr viel beängstigender. Denn der Angriff kommt nicht von südöstlich des Mittelmeeres, wenigstens nicht ausschließlich, sondern direkt aus dem Herzen der USA.
Bis zum Schluss bleibt dieser Krimi spannend, weil es immer noch Anspielungen und dunkle Geheimnisse aufzudecken gibt. Fakten vermischen sich mit Fiktion und man fragt sich an mancher Stelle, ob es nicht doch sein könnte, dass irgendwo auf der Welt bereits jemand anfängt, sein Netz zu knüpfen, perfide und dieses Mal vielleicht solide.
Anne Holt: Die Präsidentin.
Piper, September 2008.
400 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.