Wieder mal bin ich nur zufĂ€llig auf einen Autor gestoĂen. Da fragt man sich doch, warum sagt mir keiner was? Jeder weiĂ doch, dass ich gute, spannende und vor allem exzellent recherchierte BĂŒcher liebe? Da schreibt dieser Silva seinen fĂŒnften Spionagethriller um den israelischen Geheimagenten Gabriel Allon, und bis dato habe ich nichts davon gehört. Gut, man kann nicht alles lesen, hat seine Vorlieben und sicher gibt es auch in der Literatur Parallelwelten und es ist auch gut so.
Nun denn, ein klasse Buch. Vor allem beeindruckt mich die neutrale Position, die Daniel Silva beschreibt. Der Nahost-Konflikt und seine Geschichte, die Sache der PalĂ€stinenser und der Juden, die Vertreibungen, die Lager, die Bombenattentate, Selbstmordkommandos und der Zustand der Welt, wird nicht einseitig beschrieben, nein - bei aller BrutalitĂ€t der jeweiligen Vorgehensweise, gibt es eine SingularitĂ€t, auf die man sich immer wieder interessiert stĂŒtzen kann.
Alles hat seine Ursache, in bescheuerten Religionen und daraus resultierenden Fanatismen zum Beispiel. Gemeinsam ist allen Beteiligten, dass der "Globus quietscht und eiert" aber man selbst sehen muss, dass man ĂŒberlebt. Und dafĂŒr, eben fĂŒr Israel, ist der Geheimagent Gabriel Allon da. Im vorliegendem Buch misst er sich mit dem Spross einer Terroristenfamilie in der dritten Generation, der im Mantel eines biederen Frauenlieblings und ArchĂ€ologieprofessors, blutige Spuren in Europa hinterlĂ€sst. Es ist Sache von Gabriel Allon, ihm auf die Spur zu kommen. Bis dahin ist es ein spannender, hochinformativer Ritt durch die Zeit - und Kulturgeschichte nicht nur Vorderasiens, denn auch Gabriel als Restaurator von GemĂ€lden alter Meister, wird wie nebenbei, hochintelligent vermittelt. Dass ich irgendwie die ganze Zeit Bruce Willis vor Augen habe, der in der eventuellen Verfilmung der dramatischen Romanvorlage, in einer Mischung aus Resignation und steter LoyalitĂ€t, den Gabriel spielt, mag meine Macke sein. Aber ich wĂŒrde mich drauf freuen.
Daniel Silva: Der SchlÀfer.
Piper, November 2008.
416 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.