1844 bricht Heinrich Sager mit seiner Familie und dem Sager-Treck auf ins gelobte Land Oregon, wie so viele andere. Seine Frau und er überleben die Strapazen nicht und der 14-jährige John bleibt mit seinen sechs Geschwistern, von denen das jüngste gerade erst geboren ist, allein zurück. Um nicht voneinander getrennt zu werden und den Traum des Vaters von Oregon zu erfüllen, verlassen die Kinder nachts den sicheren Treck und machen sich auf den Weg über die Berge.
Lesenswert ist Johns Entwicklung, der an der Verantwortung mehr und mehr verzweifelt und doch hart bleiben muss gegen sich und seine Geschwister. Über den letzten Berg muss er sie prügeln und zerbricht fast daran. Das ist glaubhaft und auch sehr beeindruckend geschildert. Trotzdem würde ich das Buch nicht vorbehaltlos - gerade für Jugendliche - empfehlen, denn viele Beschreibungen des Trecklebens und der Gefahren wirken klischeehaft. Das ist umso erstaunlicher, weil es diese „Sieben allein“ (so der Titel des dazugehörigen Films) anscheinend wirklich gegeben hat. Die Schilderung von „Kaffee und Kuchen“ (sic!) für die Dakota-Indianer erscheint wie ein vollkommener Stilbruch mit der kargen Westernlandschaft, durch die sich der Treck bewegt, selbst wenn dieses Ereignis an einer der Stationen stattfand. An mindestens einer Stelle weist die Autorin auf einen erhalten gebliebenen Brief hin, geschrieben vom Verwalter des Fort Boise, bei dem die Kinder einige Tage Zwischenstation machen. Indianer sind in typisch europäischer Westernmanier entweder böse und greifen die Siedler an oder hinterhältig und machen sich (als Begleiter für den letzten Rest des Weges von Fort Boise aus beauftragt) mit den Vorräten der Kinder nachts davon oder sie sind als Frauen mit einem Weißen verheiratet und werden in den Himmel gelobt.
Wirklich überzeugt hat mich das Buch als Ganzes nicht, aber Johns Weg in die Verantwortung, der er sich stellen muss und der er bis zuletzt standhält, sind durchaus lesenswert.
An Rutgers: Die Kinderkarawane (1975).
dtv, 1975.
139 Seiten, Taschenbuch, 5,95 Euro.