Schock für die siebzehnjährige Dinah: ihr Vater, Hotelmanager, wird für ein Jahr nach Nanjing in China versetzt, um dort ein neues Hotel zu eröffnen - und die Familie soll mit! Zunächst ist sie entsetzt. Schließlich muss sie dann ein Jahr auf ihre beste Freundin Caro verzichten und, noch viel schlimmer, auf ihren Timo. Seit der siebten Klasse sind sie zusammen, und ihre gemeinsame Zukunft ist schon bis ins Detail geplant: Dinah wird in die Fußstapfen ihres Vaters treten, und dann mit Timo zusammen aus dem Gestüt seiner Eltern ein florierendes Hotel machen. Als sie sich dennoch auf das Jahr in China und die internationale Schule freut, reagiert Timo merkwürdig, er ist launisch, und plant, ohne Dinah zu fragen, dass sie bei ihm einziehen soll. Erst als sie in China ist und neue Freunde findet, merkt sie, dass sie sich viel zu leicht beeinflussen lässt; von ihren Eltern, und noch mehr von Timo. Sie erkennt, dass sie selbst über ihr Leben bestimmen muss, um glücklich zu werden.
Erfrischend wie ein Becher grüner Tee! Die Serie „ich bin ich“ von Thienemann ist für Mädchen, die der „freche Mädchen, freche Bücher“-Serie entwachsen sind (bei der die Autorin auch mit vier Werken vertreten ist). Inspiriert wurde sie zu dem Buch durch den Aufenthalt ihrer Patentochter an der internationalen Schule in Nanjing, und dadurch wirken die Erlebnisse Dinahs in China sehr authentisch, auch wenn die Geschichte natürlich frei erfunden ist. Es gelingt der Autorin, sich gut in ihre Figur hineinzuversetzen, die Ängste und Nöte eines Teenagers an der Schwelle zum Erwachsenwerden sind gut herausgearbeitet und mitfühlbar, Dinah entwickelt sich auf nachvollziehbare Weise weiter. Ohne künstlichen Jugendjargon, in einer lebendigen Sprache geschrieben und mit lebensechten Dialoge gespickt, ist das Buch eine kurzweilige Lektüre. Dinah erzählt als Ich-Erzählerin im Präsens, dadurch ist der Leser hautnah an der Figur. Manche Erlebnisse allerdings, die Dinah erzählend zusammenfasst, hätte ich mir auch gut ausgestaltet vorstellen können, dem standen sicher Seitenzahlenvorgaben im Wege. Obwohl der Zielgruppe seit ein paar Jahren (ok - Jahrzehnten) entwachsen, habe ich angenehme Lesestunden mit China Blues verbracht.
Martina Sahler: China Blues und Grüner Tee.
Thienemann, September 2008.
192 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro.