Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Der Katalane ist Josep Alvarez, der nach Jahren der Abwesenheit die Nachricht vom Tod seines Vaters erhält und auf das väterliche Anwesen zurückkehrt. Weingut kann man die Felder mit den gemischten Weinstöcken eigentlich nicht nennen, der gepresste Saft taugt noch nicht einmal für einfachen Tafelwein, sondern wird sofort zur Essigherstellung verkauft. Der eigentliche Erbe, Joseps älterer Bruder, möchte alles sofort verkaufen, um sich eine bessere Arbeit in der Stadt zu suchen. Josep hat die Jahre in der Fremde auf einem französischen Gut verbracht und dort die Kunst des Weinmachens von Grund auf erlernt. Er kauft dem Bruder das väterliche Erbe ab und beginnt, den halb verdorrten und verkrauteten Feldern Trauben für richtigen Wein abzuringen.
Mit Noah Gordon begegnet dem Leser ein Autor, der die Kunst der Rückblende beherrscht. Der Roman beginnt mit der Nachricht vom Tod des Vaters und bereits nach wenigen Seiten erfolgt der Anfang der Katastrophe, die Josep aus seinem Heimatdorf in Katalonien vertrieb. Es ist die Geschichte eines naiven Jugendlichen, der in einem politisch zerrissenen Land für Zwecke missbraucht wird, die niemals seine eigenen waren. Er bemerkt die Falle erst, als es zu spät ist und ihm nur noch die Flucht bleibt. Aber auch nach all den Jahren ist seine Beteiligung nicht vergessen.
Man schmeckt den Wein, der Josep so viel Schweiß und Verzweiflung kostet, während des Lesens förmlich auf der Zunge. Trotzdem ist der Katalane ein routinierter Roman, eine Spur zu perfekt vielleicht. Joseps Kampf um das Weingut wirkt eine Winzigkeit zu vorhersehbar, der Plot ist sauber aufgebaut, aber eben aufgebaut. Sehr gut gelungen sind die Rückblenden, sie wirken nicht lesehemmend, allerdings ist der Kniff, die Spannung durch den Szenenwechsel aufrechtzuerhalten, den Leser neugierig zu halten zwar sehr gut gemacht, aber durchschaubar.
Fazit: Ein Roman für einen langen Winterabend mit wenig Überraschung, aber viel Lesevergnügen.
Noah Gordon: Der Katalane.
Blessing, August 2008.
596 Seiten, Hadcover, 19,95 Euro.