Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Dieses Buch beschreibt eine Kindheit im Amsterdam der Sechzigerjahre. Hier, im Armeleuteviertel auf Bickerseiland, der Schattenseite des Haarlemmerdijks, wächst der elfjährige Protagonist heran. Schon seit Generationen lebt seine Familie mütterlicherseits dort.
In den Grachten sammeln sich kleine Inseln aus Müll. Wie die anderen Kinder macht sich der Protagonist einen Sport daraus, auf diese „Schüttchen“ zu springen. Jeden Sonntagvormittag besucht er Onkel und Tante. Nach einer Stunde braven Absitzens im Wohnzimmer darf er wieder gehen. Doch vorher steckt ihm der Onkel einen Gulden, sein Sonntagsgeld zu.
Der Erzähler formuliert treffend, dass mit dem Wort „unsereins“ in der Familie die Kraft der Blutsbande umschrieben wird. Wer „unsereins“ ist, gehört einer lebenslangen Gemeinschaft an, die Schutz und gewisse Pflichten mit sich bringt. Aber seit die Cousinen, Cousins und alle anderen Verwandten wissen, dass er weiterlernen wird, ist die Ungezwungenheit ihrer Begegnungen vorbei. Plötzlich ist er ein anderer. Wie sein zugezogener Vater gehört er nicht mehr richtig zu der eingeschworenen Gemeinschaft.
Dieser flüssig zu lesende Roman ist in acht Kapitel unterteilt. Der Autor versteht es, seine Leser mitzunehmen und eintauchen zu lassen in die Welt der Grachten und Gassen mit den verwahrlosten Häusern und heruntergekommenen Lagerschuppen. Seine Beschreibungen erzeugen dichte Bilder. Sogar die unterschiedlich schwelenden Gerüche, die daraus aufsteigen, glaubt man zu erschnuppern.
Philip Snijder wurde 1956 in Amsterdam geboren.
„Sonntagsgeld“ ist Philip Snijders erster Roman. Seine ersten Erzählungen erschienen in Zeitschriften.
Philip Snijder: Sonntagsgeld.
claassen, November 2008.
171 Seiten, Hardcover, 18,00 Euro.