Im Jahre 1612 steht Europa kurz vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges und auch in Prag beginnt man die Feinschaft zwischen Katholiken und Protestanten zu spüren. Aber noch gehen die Geschäfte des Handelshauses gut, das Agnes und Cyprian Khlesl gemeinsam mit Agnes Bruder Andre von Langenfels führen. Agnes und Cyprian haben inzwischen eine beinah erwachsene Tochter, Alexandra, und Andre lebt weiterhin allein mit seinem angenommenen Sohn Wenzel. Alexandra entbrennt für den undurchsichtigen Heinrich von Wallenstein-Dobrowitz und die Familien Khlesl und Langenfels geraten mitten in die wieder notwendige Suche um die Teufelsbibel. Denn diese ist verschwunden seit der Kaiser Rudolph II. starb und seine Kuriositätensammlung in alle Winde und auf diversen Müllhalden verstreut wurde.
„Die Wächter der Teufelsbibel“ ist bereits der zweite Roman von Richard Dübell über die Familien Khlesl und Langenfels und ihre Verstrickung in das Schicksal der Teufelsbibel. Hier gelingt es ihm noch besser als im Vorgänger, die Grenzen zwischen menschlichen Abgründen und dem Einfluss der Teufelsbibel zu verwischen. Auch ohne die vom Teufel geschriebene Bibel erscheint das 17. Jahrhundert manchem Zeitgenossen diabolisch und verloren. Das entspricht dem Zeitgeist, der sich ebenfalls z.B. in den auf das (bessere) Jenseits gerichteten Barockgedichten dieses Jahrhunderts widerspiegelt. Und trotzdem gibt es junge Liebe in dieser Zeit, Liebe, die noch auf die Zukunft hofft. Das Klima zwischen Katholiken und Protestanten ist äußerst gereizt, immer wieder kommt es zu Übergriffen und Hinrichtungen. Der Autor hat diese an Verzweiflung grenzende Stimmung wundervoll eingefangen und auf moderne Weise zu Papier gebracht. Immer stellt man sich als Leser die Frage: Ist es jetzt der Einfluss der Teufelsbibel, der die Menschen so schlecht macht, oder lässt das Schlechte im Menschen die Teufelsbibel erst mächtig werden?
Man kann das Buch nicht einfach so weglesen, aber sobald man sich auf die Stimmung eingelassen hat und gelernt hat, während des Lesens zu hinterfragen, macht es einfach Spaß. Sehr gelungen.
Richard Dübell: Die Wächter der Teufelsbibel.
Ehrenwirth, September 2008.
825 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.