Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Das Büchlein war eine Zufallsentdeckung. Sehr dünn und ganz unspektakulär im Einband hat es mich dennoch angezogen und es hat sich gelohnt. Luisito ist ein Papagei, den die pensionierte Lehrerin Anselma im Müll findet und gesundpflegt. Anselmas Leben verläuft viel zu lange schon in eingefahrenen Bahnen, es gibt viel zu vieles, was man in ihrem Alter „doch nicht mehr macht“. Ihre Kinder würden ihr liebend gerne eine Pflegerin zur Seite stellen oder sie noch besser in ein Heim abgeben, obwohl es ihr äußerlich an nichts fehlt. Nur ihre Seele ist durch die lebenslange Verantwortung für die Familie ein wenig verkrustet.
Luisito zwingt sie in neue Bahnen und bringt Farbe in ihren grauen Alltag. Indem sie Dinge tut, die sie noch nie oder zumindest schon sehr lange nicht mehr getan hat, erinnert Anselma sich an die Frau, die sie vor ihrer Heirat war. An die Frau, die sie noch in den Anfängen ihrer Ehe war. Bevor sie sich ihrem Mann unterordnete, war sie eine kämpferische Frau mit Plänen und Idealen, die nach und nach wieder in ihr auftauchen. Sie gibt eine Party für lange vernachlässigte Freunde und ist einfach wieder ... glücklich.
Luisito ist ein Märchen, eine wunderbare Liebesgeschichte zwischen dem Leben und Anselma, die den alten Liebhaber Glücklichsein im Alter noch einmal entdecken darf. Susanna Tamaro lässt den Leser teilhaben an jedem Schritt Anselmas, den diese raus aus der selbstgewählten Isolierung tut. Wenn man das Buch nicht jetzt lesen mag, sollte man es dringend bereithalten für graue Tage.
