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Friedrich DĂĽrrenmatt: Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman (1958)
Beginnend wie ein herkömmlicher Kriminalroman, weitet sich Friedrich Dürrenmatts „Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman“ gleichermaßen zu einer psychischen Belastungsprobe des Detektivs wie zu einer psychologischen Charakterstudie über denselben aus. Ein Geschehen, dem sowohl Leser als auch Protagonist im Verlauf der Handlung immer mehr verfallen. Spannung? Psycho-logisch!
Im schweizerischen Mägendorf wird ein grausamer Mord an einem kleinen Mädchen verübt. Ein Tatverdächtiger, der Hausierer von Gunten, ist schnell gefunden; dessen baldiger Selbstmord erscheint der Polizei als Schuldeingeständnis. Einzig der kurz vor seiner Versetzung stehende Kommissär Dr. Matthäi setzt die Tat in Verbindung zu ähnlichen, schon mehrere Jahre zurückliegenden Verbrechen und macht aus deren Aufklärung eine Privatsache, die ihn immer tiefer in seine persönlichen Abgründe hinabzieht. Gebunden an sein Versprechen an die Mutter der zuletzt Ermordeten, bei seiner Seligkeit den wahren Mörder zu finden, sieht sich Matthäi gezwungen, einen lebendigen Köder auszuwerfen und damit nicht nur seine Existenz, sondern letztlich auch seinen Verstand aufs todernste Spiel zu setzen…
Neben der treffenden Charakterisierung der Figuren gelingt Dürrenmatt hier zugleich auch eine metatextuelle Hommage an „die Kunst, Kriminalromane zu schreiben“, wie der Autor sein alter Ego gleich im ersten Satz von einem (vermutlich fiktiven) Vortrag, den er zu halten hatte und der den Einstieg in die Geschichte liefert, berichten lässt. Der zeitlose Stoff des Serienkindermörders wurde auch filmisch äußerst ambivalent behandelt; die Erstverfilmung unter dem unseligen Titel „Es geschah am hellichten Tag“ sowie dessen deutschsprachiges Remake verzichten beispielsweise auf den genre-untypischen Schluss und setzen ein konventionelles, gerade dadurch jedoch eher unbefriedigendes Ende. Erst Sean Penns Verfilmung „The Pledge“ aus dem Jahr 2001 versteht es beispielhaft, die schleichende geistige Verstockung des Dr. Matthäi vermittels Jack Nicholsons grandioser Schauspielleistung auf die Leinwand zu bannen und so den Fokus nach der Intention des Autors filmisch neu auszurichten.
In diesem Roman ist Erzählkunst kein leeres Versprechen!
Friedrich DĂĽrrenmatt: Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman (1958).
Diogenes, Januar 1996.
160 Seiten, broschiert, 7,90 Euro.