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Roddy Doyle: Paula Spencer |
Paula Spencer ist Ende Vierzig, Mutter von vier Kindern und lebt in einer Vorstadt von Dublin. Der neue Roman des irischen Autors Roddy Doyle, der 1993 für „Paddy Clarke“ den Booker Prize erhielt, ist eine Fortsetzung des 1996 erschienenen Buches “ Die Frau, die gegen Türen rannte“: Ihr gewalttätiger Ehemann ist inzwischen tot, zwei der Kinder sind aus dem Haus, und Paula kämpft mit den Folgen der eigenen Alkoholabhängigkeit. Vier Monate und fünf Tage sei sie jetzt trocken, heißt es gleich zu Anfang, fast eine halbe Schwangerschaft. Sie kommt zurecht, meistens jedenfalls. Geht regelmäßig arbeiten in einer Putzkolonne. Hat sich im Griff, doch immer wieder gerät sie in Gefahr, rückfällig zu werden, denn ihre Welt ist alles andere als heil. Da ist die Tochter Leanne, die selber ein Alkoholproblem hat, oder Ihr ältester Sohn John Paul, der sich zwar aus seiner früheren Drogensucht befreit, sich aber der Mutter entfremdet hat; nur langsam können sie sich annähern. Denn tief sind die Wunden der Vergangenheit auf beiden Seiten, die Jahre des Suffs und der Gewalt der Eltern. Im Grunde traut ihr niemand, alle kontrollieren sie und warten nur darauf, dass sie rückfällig wird. Wären da nicht die kleinen Oasen des Alltags wie das italienische Café, ihre Freundin und Nachbarin Rita oder Joe, den sie am Müllcontainer kennen lernt...
Der Autor erzählt konsequent aus der Perspektive seiner proletarischen Heldin. Kurze, prägnante Sätze im Präsens und lakonische Dialoge sind Roddy Doyles typische Stilmittel, durch die der Leser unmittelbar in das Geschehen hineingezogen wird. Diese knappe, reduzierte Sprache lässt zwischen den Zeilen vieles erahnen, was in den Figuren vorgeht.
Es geschieht nichts Spektakuläres in diesem Roman, es gibt nichts, was vordergründig spannend wäre. Der Fokus liegt eher auf den Katastrophen, aber auch leisen Erfolgen des Alltags. Ähnlich wie Frank McCourt gelingt auch Doyle der literarische Balanceakt zwischen Tragik und Komik, zwischen Absturz und trotzigem Überlebenswillen.
Roddy Doyle: Paula Spencer.
Hanser-Verlag, September 2008.
301 Seiten, Hardcover, 21,50 Euro.
Susanne Tank
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