Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Unwillig fährt Suzanna aufgrund eines Briefes zum Haus ihrer Großmutter. Hier muss sie feststellen, dass die alte Frau seit mehreren Tagen im Krankenhaus liegt und dem Tode nahe ist. Obwohl sie vor ihrer Großmutter immer großen Respekt – und teilweise auch Angst – hatte, ist Suzanna betroffen. Eines Tages trifft sie im Haus auf Cal, einen jungen Mann, der dort nach etwas sucht. Ein scheinbar wertvoller Teppich befand sich im Besitz der Großmutter und wurde nun gestohlen. Der Dieb befindet sich mit der Hexe Immacolata an einem bisher ungeklärten Ort. Der Teppich, so erfahren die beiden bald von fünf seltsamen Gestalten, verbirgt in seinen Fäden eine ganze Welt voller teils grauenvoller, teils fantastischer Wesen, die dem Besitzer des Teppichs ungeahnte Möglichkeiten erschließen. Um jeden Preis müssen Cal und Suzanna dem Dieb das wertvolle Stück wieder entwenden.
»Gewebte Welt« bietet eine überarbeitete Neuübersetzung des englischen Titels »Weaveworld«, der in seiner Originalsprache bereits 1987 veröffentlicht wurde. Der Roman ist in deutscher Übersetzung mit dem Titel »Gyre« mittlerweile vergriffen und wird nun erneut von Edition Phantasia auf den Markt gebracht. Mit einem relativ stolzen Preis für ein Taschenbuch wird hier allerdings auch eine Fülle an Seiten und Ideen geboten.
Überraschenderweise ist man bei diesem Roman nicht von der ersten Seite an mittendrin. Die Handlung kommt nur sehr schleppend ins Rollen und bleibt an den meisten Stellen bis zum Ende hin ruhig. »Gewebte Welt« ist kein Horror-Schocker allererster Güte, sondern vielmehr eine Mischung aus Horror- und Mystery-Elementen, die sich häufig durch ruppige, kantenreiche Sprache auszeichnet. Dass insbesondere die Geschehnisse der ersten 100 Seiten sehr dürftig mit Spannung versehen sind, kommt dem Lesevergnügen leider nicht entgegen. Genau hier zählt es, den Leser für die Geschichte zu interessieren, damit er oder sie sich bei einem Buch dieser Größenordnung überhaupt zum Lesen der übrigen Seiten aufrafft. Hier werden jedoch auf die Vielfalt, die dann der zweite Teil bietet, in dem die Wesen des Teppichs in der Menschenwelt erscheinen, nur wenige Hinweise gegeben.
Etwa ab besagtem zweiten Teil bringt das Buch seine Leser durchaus auch zum Staunen, entwirft schillernde Fantasiegestalten und Wesen, die einen das Fürchten leeren. Der Teppich zeigt hier sein wahres Gesicht, seine Bewohner sehen sich gezwungen, zumindest kurzzeitig ins Reich der Menschen zurückzukehren und schließlich viel von ihrer eigenen Geschichte preiszugeben. Spannung wird auch zunehmend zum Begleiter über die Seiten hinweg. Dabei bleibt »Gewebte Welt«, sieht man von der sprachlichen Seite ab, angenehm zu lesen, da beispielsweise die Kapitel zusätzlich in Unterkapitel eingeteilt sind und dadurch kurz ausfallen.
Nach mäßigem Anfang hält »Gewebte Welt« eine Vielfalt an Ideen bereit. Der Autor schmückt dieses eher ruhige Horror-Buch jedoch – zumindest in der Übersetzung – mit teilweise sehr platter Sprache aus.
